Entwarnung: Weltraummüll verglühte Freitag im Atlantik

Entwarnung: Weltraummüll verglühte Freitag im Atlantik
Diese Frachtplatte der ISS sollte am Freitag die Erde treffen. Der KURIER sprach mit einem Astrophysiker des Harvard–Smithsonian Center.

Trümmerteile eines ausrangierten Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS hätten am Freitag auf der Erde einschlagen können - wo war unklar. 

Das deutsche Institut für Bevölkerungsschutz informierte die Bürger bereits, dass es in Deutschland zu Einschlägen von Trümmerteilen kommen könnte. "Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können." Trümmerteile würden auch über Deutschland fliegen, ob sie dort zu Boden gehen ist derzeit unklar, wird aber als unwahrscheinlich bezeichnet.

Der Weltraummüll hätte laut Berechnungen des deutschen Weltraumlagezentrums auch über Österreich fliegen sollen. Das zuständige Ministerium für Innovation und Technologie beantwortete eine KURIER-Anfrage zu einer möglichen Gefahr allerdings nicht. 

Auswirkungen auch in Tirol erwartet

Am Freitagvormittag aber meldete sich das Land Tirol über eine Aussendung zu Wort. "Die Überflugberechnungen des BKK (deutschen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Anm.) haben ergeben, dass auch in weiten Teilen Tirols mögliche Auswirkungen - Leuchterscheinungen am Himmel oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls - zu erwarten sind", heißt es darin. Laut damali8gen Kenntnisstand seien diese Ereignisse am Freitag, zwischen zirka 20.45 und 21.15 Uhr zu erwarten. 

Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement, betonte: „Eine transparente, rasche und breite Bevölkerungsinformation ist in solchen Fällen wesentlich, um die Menschen im Hinblick auf ungewöhnliche Lichter und Geräusche bestmöglich zu sensibilisieren und eine Panik bereits im Vorfeld zu verhindern. Auch wenn mit aktuellem Wissensstand lediglich mit Leuchteffekten und einem möglichen Überschallknall zu rechnen ist, verfolgen wir die Entwicklungen aufmerksam und stehen in engem Kontakt mit dem Innenministerium sowie den ebenfalls betroffenen Nachbarländern Vorarlberg und Kärnten. Bei Änderungen der Situation werden umgehend weitere Informationen bekanntgegeben.“

Experten sind alarmiert

Der KURIER erreichte den Astrophysiker Jonathan McDowell vom renommierten Harvard–Smithsonian Center in den USA. Er zeigte sich besorgt: "Dieses dichte 2,6 Tonnen schwere Objekt wird nicht vollständig zerfallen –  es werden wahrscheinlich 200 bis 500 kg schwere Fragmente den Boden erreichen, verteilt über Hunderte von Kilometern entlang des Weges."

Wo genau die Teile vom Himmel fallen könnten, wisse leider niemand. Der Wiedereintritt wird jedenfalls in einem Zeitraum von plus minus zehn Stunden in der Mittagszeit bis zum Freitagabend erfolgen. 

"Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand verletzt wird, beträgt wahrscheinlich nur ein paar Prozent – ​​gering, aber im Grunde nicht so gering, wie wir es gerne hätten", sagt McDowell. "Große unkontrollierte Wiedereintritte wie dieser sind unerwünscht und es ist schade, dass die NASA beschlossen hat, so zu handeln."

McDowell hatte die NASA schon 2021 kritisiert, als der Weltraumschrott von der Internationalen Raumstation ISS abgekoppelt worden war. 

"Im Zeitraum zwischen dem Mittag des 08. März und dem Mittag des 09. März wird der Wiedereintritt eines größeren Weltraumobjektes in die Erdatmosphäre erwartet, das möglicherweise zersplittern wird. Bei dem Objekt handelt es sich um Batteriepakete der Internationalen Raumstation ISS. Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls sind möglich. Die Wahrscheinlichkeit des Auftreffens von Trümmerteilen in Deutschland, ist nach jetzigen Informationen als sehr gering einzuschätzen. Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information. Eine Übersicht über die zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinliche Überflugbahn finden Sie hier."

Das Batteriepaket war im März 2021 von der ISS abgeworfen worden, und zwar unplanmäßig. Eigentlich hätte die 2,6 Tonnen schweren Batterie vom japanischen HTV-Versorgungsfrachter abtransportiert werden sollen. 2018 kam es aber durch einen Startfehler einer russischen Sojus-Rakete zu Unregelmäßigkeiten im Missionsplan, weswegen der Frachter zum Abtransport die ISS schon früher ohne die Batterie verlassen musste. 

NASA beruhigt

Laut NASA sollte der Weltraumschrott vor dem Aufschlagen in der Erde in der Atmosphäre verglühen. 

Die deutsche Luftwaffe gab am späten Freitag Abend Entwarnung: "Nach unseren Berechnungen stürzt das Paket um 20:17 in den Pazifik. Entwarnung für Deutschland", schreibt man auf "X".

Das ausrangierte Batteriepaket der Raumstation ISS war am Freitagabend schließlich über dem Atlantik abgestürzt. Das teilte die Sprecherin des Weltraumlagezentrums der deutschen Bundeswehr, Simone Meyer, laut dpa mit.

Wo das Paket auftraf, konnte sie zunächst nicht sagen. Es sei „wahrscheinlich zu großen Teilen verglüht“. Für Mitteleuropa bedeutet das Entwarnung.

Kommentare