Drogenboss El Chapo stürzte wegen Amiga
Am Ende stürzte „ El Chapo“ wegen einer schönen Frau und seiner Eitelkeit. Er wollte sich unbedingt mit Kate del Castillo (47) treffen, der erfolgreichen mexikanischen Schauspielerin, die in Hollywood lebte und der er die Rechte an seiner Lebensgeschichte übertragen hatte. Er wollte, dass sein Leben in einen Film gegossen würde. Kate war „seine Amiga“, seit sie in einem Tweet den Drogenboss gefeiert hatte. Am 2. Oktober 2015 besuchte Kate del Castillo mit Sean Penn „El Chapo“, der sich damals irgendwo in den Bergen Mexikos versteckte.
Die illustre Reisegruppe, die eine mühevolle Anreise absolvieren musste, wurde von Zielfahndern beobachtet. Ihr Besuch brachte die Ermittler auf die richtige Spur. Am 8. Jänner 2016 wurde der meistgesuchte Drogenboss der Welt verhaftet und dann an die USA ausgeliefert.
Sean Penn hatte seine Geschichte für das Rolling Stone-Magazin und Kate del Castillo endlich die Rolle ihres Lebens. Zwar kann sie nicht mehr nach Mexiko einreisen, und doch ist sie ein Star und die Frau, die „El Chapo“, vermutlich ohne es zu wollen, zu Fall gebracht hatte.
Tod und Zerstörung
„Sein Leben steht ausschließlich für Kriminalität, Gewalt, Tod und Zerstörung. Jetzt bekommt er die Antwort darauf“, schreibt der New Yorker Staatsanwalt, Robert L. Capers. Zum Prozessauftakt am Montag wurden die zwölf Geschworenen aus 1000 Kandidaten ausgewählt. Sie sollen zu ihrem eigenen Schutz anonym bleiben. Und wenn „El Chapo“ aus dem New Yorker Hochsicherheitsgefängnis zum Gericht nach Brooklyn gefahren wird, bleibt der Luftraum gesperrt.
Der 61-jährige Joaquín Guzmán Loera, genannt „El Chapo“, ist der ehemalige oberste Chef des Sinaloa-Kartells. Der Mexikaner soll im Laufe seiner Karriere ungefähr 3000 Morde in Auftrag gegeben und 154.626 Kilogramm Kokain in die USA geschmuggelt haben. Laut Anklage hat das Kartell, damit etwa 14 Milliarden Dollar (12,3 Mrd. Euro) verdient.
Vier Monate soll der Prozess dauern und das Leben eines Mannes durchleuchten, der immer wieder die Welt in Atem gehalten hat. Zwei Mal gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis. Ein Mal entkam er in einem Wäschewagen, beim zweiten Mal bauten seine Leute einen 1,5 km langen Tunnel. Während dieser bisher letzten Flucht traf El Chapo seine Amiga, die jetzt in Talkshows auftritt und den Drogenboss wie einen Gentleman beschreibt. Dabei, so vermuten viele, hat die Schauspielerin, die jetzt die meiste Zeit in Kolumbien dreht, einen Pakt mit dem Kartell geschlossen: Ihr tut mir nichts, und ich rede nie schlecht über euren Boss.
Für den Richter, den Staatsanwalt und die Geschworenen in New York ist das Risiko dafür ungleich größer. Denn das Sinaloa-Kartell ist mittlerweile ein Weltkonzern mit besten Verbindungen in den USA und selbstverständlich auch in Europa. Dabei hatte „El Chapo“ nur drei Klassen Volksschule besucht.
Der Richter Brian Cogan verfügte, dass die zwölf Geschworenen und die sechs Ersatzmitglieder an jedem Prozesstag von Polizisten ins Gericht hinein- und auch wieder herauseskortiert werden. Auch alle Zeugen der Anklage stehen unter Schutz.
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