14-Jähriger schoss offenbar mit Waffe des Nachbarn auf Mitschüler

14-Jähriger schoss offenbar mit Waffe des Nachbarn auf Mitschüler
Im Mordfall eines 14-Jährigen in Bayern hat die Polizei neue Informationen zur Tatwaffe.

Nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen bei einem Schulzentrum in Lohr am Main (Deutschland) am Freitag sind die näheren Umstände immer noch unklar. 

Am Sonntag gab die Polizei in Bayern Auskunft zur mutmaßlich genutzten Schusswaffe: Diese soll nicht aus dem Elternhaus des verdächtigen 14-Jährigen stammen. "Aktuell schließen wir das familiäre Umfeld aus", sagte Polizeisprecher Enrico Ball.

Die Ermittlungen zur Herkunft der Waffe, die der in Untersuchungshaft sitzende 14-Jährige in seiner Wohnung versteckt hatte, liefen. Die Polizei hofft am Montag weitere Informationen bekanntgeben zu können.

Tatsächlich bestätigte ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Unterfranken gegenüber ZEIT ONLINE dass es sich bei der Waffe, die der 14-jährige mutmaßliche Täter verwendete, um eine Pistole des Typs Česká CZ 75 handelt. Die Polizei identifizierte den Besitzer der Waffe anhand der Individualnummer, es handelt sich um einen 66-Jährigen aus Lohr.

Nachbar des mutmaßlichen Täters

Der Mann ist ein Nachbar des mutmaßlichen Täters, beide wohnen im gleichen Mehrfamilienhaus. Der Besitzer der Waffe ist eingetragener Sportschütze, besaß diese Waffe sowie weitere rechtmäßig und bewahrte sie nach Kenntnis der Polizei auch ordnungsgemäß in einem verschlossenen Stahlschrank auf.

Die Ermittler hatten die Waffe überhaupt nur entdeckt, weil der 14-jährige Hauptverdächtige den Beamten mitgeteilt habe, wo er sie in seiner Wohnung versteckt habe.

Kein Geständnis

Der 14-Jährige soll nach bisherigen Ermittlungen am Freitagnachmittag auf dem Gelände eines Schulzentrums in Lohr am Main einen gleich alten Schulkameraden erschossen haben.

Konkret äußert sich der Verdächtige laut Polizei nicht zu der Tat. Unter anderem in den sozialen Netzwerken wird über Drogen und Schulden als Hintergrund der Tat spekuliert. Solche Hinweise würden von den Ermittlern überprüft, sagte Ball.

Da der 14-Jährige selbst nichts sage, würden Bekannte des Jugendlichen befragt. Es sei jedenfalls so, dass der Verdächtige einmal wegen Rauschgifts "in ganz geringem Umfang" bei der Polizei bekannt geworden sei.

Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen

Eine Polizeistreife hatte am Freitagnachmittag in einer kleinen Grünanlage neben dem Schulzentrum den leblosen 14 Jahre alten Jugendlichen mit äußeren Verletzungen gefunden. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos, ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

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Zuvor war ein weiterer Jugendlicher zur Lohrer Polizeiinspektion gekommen und hatte gemeldet, dass ein Freund von ihm einen Jugendlichen auf dem Gelände des Schulzentrums getötet habe. Gegen 18 Uhr wurde dann der verdächtige 14-Jährige festgenommen.

Jugendliche besuchten dieselbe Mittelschule

Lohr am Main liegt zwischen Würzburg und Aschaffenburg und hat etwa 15.000 Einwohner. Alle drei Jugendlichen sollen zusammen die dortige Mittelschule besucht haben.

In dem Schulzentrum sind außerdem ein Gymnasium und eine Förderschule untergebracht. Ferner gibt es einen Sportplatz und einen Basketballplatz sowie die Grünanlage mit Parkbank, Bäumen und Gebüsch, in der Nähe ist ein Fast-Food-Restaurant.

Die Grünanlage soll auch außerhalb der Schulzeiten ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche sein. In Bayern beginnt erst am kommenden Dienstag die Schule wieder nach den großen Sommerferien.

Aufgrund seines Alters ist der verdächtige Jugendliche strafmündig. Die Strafmündigkeit beginnt mit dem 14. Geburtstag.

Das Motiv des mutmaßlichen Schützen war zunächst nicht bekannt. Die Frage, woher er die Waffe hat, sei eine ganz entscheidende, sagt Polizeisprecher Ball. 

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Am Samstag hatte die Kripo erneut den Bereich des Tatortes rund um das Schulzentrum in Lohr abgesperrt, um dort Spuren zu sichern. Bereits am Vortag lief vor Ort noch bis in die Nachtstunden die Spurensicherung.

Zeugin soll Schuss gehört haben

Nach der Entdeckung des Opfers hatten die Ermittler zunächst noch keine eindeutigen Hinweise auf die Tatwaffe.

In der Nacht zum Samstag meldete sich dann eine Zeugin, die am Freitag zwischen 13 und 14 Uhr möglicherweise einen Schuss aus dem Bereich des Schulgeländes gehört hatte.

Daraufhin suchte die Kripo gezielt nach einer Schusswaffe. Die Obduktion im Institut für Rechtsmedizin in Würzburg ergab zudem, dass das Opfer an einer Schussverletzung gestorben war.

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Blumen und Kerzen in Freudenberg: Im März 2023 haben eine 12-Jährige und eine 13-Jährige die 12 Jahre alt Luise erstochen

11-Jähriger soll Mädchen gewaltsam getötet haben

In den vergangen Monaten hatten mehrfach Gewalttaten von Kindern in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt.

Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass ein 11 Jahre alter Junge für den gewaltsamen Tod eines 10 Jahre alten Mädchens in einem Kinderheim in Wunsiedel, ebenfalls in Franken, verantwortlich sein soll. Den Ermittlungen zufolge hatte er das Mädchen nach einem Streit stranguliert.

Im März hatten zwei 12 und 13 Jahre alte Mädchen gestanden, in Freudenberg in Nordrhein-Westfalen die 12 Jahre alte Luisa erstochen zu haben. Beide sind ebenfalls noch nicht strafmündig.

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