Delfin Mimmo erobert Venedig: Entzücken und Sorge in der Lagunenstadt

A dolphin nicknamed 'Mimmo' swims in the San Marco Basin, amid growing concerns about the impact of tourism on marine life, in Venice
Im Sommer hat ein Großer Tümmler seinen Weg nach Venedig gefunden - und hat sich in der Lagunenstadt niedergelassen. Versuche, das Tier wieder aufs offene Meer zu bringen, scheiterten bislang.

Zusammenfassung

  • Seit Juli hält sich Delfin "Mimmo" im Markusbecken Venedigs auf und zieht Touristen wie Einheimische an.
  • Tierschützer warnen vor den Gefahren durch Touristenboote, Fütterungen und Lärm und fordern mehr Rücksicht auf das Wildtier.
  • Experten überwachen Mimmo, planen weitere Rückführungsversuche und hoffen, dass er von selbst ins offene Meer zurückkehrt.

Seit Juli sorgt ein ungewöhnlicher Besucher in der Lagunenstadt Venedig für Aufsehen: Ein Delfin, von Einheimischen liebevoll "Mimmo" genannt, hat sich offenbar freiwillig im Markusbecken niedergelassen – mitten im Herzen der Stadt, zwischen Gondeln, Vaporetti und Touristenströmen.

Während das Tier bei vielen für Entzücken und gute Stimmung sorgt, warnen Tierschutzexperten: Mimmo sei ein Wildtier - und keine Touristenattraktion. Venedig steht somit vor der Herausforderung, zwischen Bewunderung und Verantwortung zu handeln.

Eigene Mimmo-Touren für Selfies

Erstmals wurde Mimmo von einem Wassertaxi-Fahrer gesichtet. Seither schwimmt er regelmäßig im Becken vor dem Markusplatz und zieht mit akrobatischen Sprüngen zwischen den Booten die Aufmerksamkeit auf sich.

Darauf hat die Tourismusbranche schnell reagiert: Mittlerweile werden Bootstouren mit Delfin-Sichtung und Selfie-Möglichkeiten angeboten. Dabei wird Mimmo nicht nur gefüttert, sondern auch mit Gegenständen wie Bällen animiert – ein Verhalten, das Tierschützer scharf kritisieren.

Viele Boote würden schon eigens "Jagd" auf den Großen Tümmler machen, kritisiert Cristina Romieri, eine Mitinitiatorin der Aktion "Rettet den Delfin!" gegenüber dem ORF.

A dolphin nicknamed 'Mimmo' swims in the San Marco Basin, amid growing concerns about the impact of tourism on marine life, in Venice

Die Facebook-Kampagne soll auf die Gefahren für das Tier aufmerksam machen und daran erinnern, dass Mimmo ein sensibles Wildtier ist – und keine Touristenattraktion.

Im Wasser der Lagunenstadt lauern für den Delfin mehrere Gefahren: Motoren und Schiffsschrauben könnten das Tier verletzen, zudem belastet der Lärm das Tier stark und erschwert die Kommunikation mit Artgenossen. Boote mussten bereits mehrfach Ausweichmanöver durchführen, um eine Kollision zu vermeiden.

Warum Mimmo bleibt

Experten vermuten, dass Mimmo auf der Suche nach Nahrung in die Lagune geraten ist. Fabio Pranovi von der Universität Ca’ Foscari erklärt, dass das salzhaltige Lagunenwasser derzeit dem Meer ähnelt und ausreichend Nahrung bietet. Dennoch bleibt unklar, warum der Delfin allein unterwegs ist, für Gewöhnlich leben Große Tümmler in Gruppen.

Frühere Versuche, Mimmo zurück ins offene Meer zu bringen, scheiterten bislang, der Delfin bleibe offenbar "freiwillig" in Venedig. Nichts desto Trotz sind neue Versuche geplant, das Tier aus der Stadt zu bringen. Tierschützer hoffen zudem, dass sinkende Temperaturen und ein Rückgang des Fischbestands Mimmo dazu bewegen könnten, von selbst ins Mittelmeer zurückzukehren.

Aktuell überwacht die Meeresforschungsgruppe CERT (Cetacean Emergency Response Team) der Universität Padua Mimmo gemeinsam mit der Küstenwache. Diese hat die Bevölkerung gebeten, Abstand zu halten und Fehlverhalten zu melden.

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