Cholera und Bomben: Warum die Wiesn bisher abgesagt werden musste

Cholera und Bomben: Warum die Wiesn bisher abgesagt werden musste
Kann in Corona-Zeiten ein Oktoberfest gefeiert werden? Nein, die Wiesn wird abgesagt - nicht das erste Mal, wie die Geschichte zeigt.

Wer schon mal am Oktoberfest war, kennt die Bilder: Bis auf den letzten Platz besetzte Bierzelte, enge Gassen und Gedränge. Rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt wurden dazu vom 19. September bis zum 4. Oktober erwartet. Doch die Ansteckungsgefahr auf dem Volksfest wäre groß. Genau aus diesem Grund findet die Wiesn in diesem Jahr nicht statt - es ist übrigens nicht die erste Absage in der 210-jährigen Geschichte des Volksfestes. Aber alles der Reihe nach.

Der Anfang der "Wiesn": Ohne Alkohol

Seinen Anfang nahm die Geschichte des Oktoberfests ursprünglich ohne Alkohol – und mit einer Hochzeit. Am 17. Oktober 1810 heirateten Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Der Bankier und Kavallerie-Major Andreas von Dall’Armi veranstaltete zu Ehren des Brautpaars ein Pferderennen auf einer Wiese am Rande von München. Um gleichzeitig Volksnähe zu demonstrieren, traten dort Nationalgarde und Schützengesellschaften auf, spielten Musik und boten Essen und Getränke an.

Das Pferderennen wurde im folgenden Jahr wiederholt und mit einem Landwirtschaftsfest ergänzt. Damit entstand die Tradition der Oktoberfeste. Das erste Karussell und zwei Schaukeln wurden im Jahr 1818 aufgestellt. Die Theresienwiese, wo das Fest seitdem alljährlich stattfindet, wurde nach der Braut benannt und das Oktoberfest erhielt seine umgangssprachliche Bezeichnung: "Wiesn".

Cholera und Bomben: Warum die Wiesn bisher abgesagt werden musste

Theresienwiese ohne Oktoberfest

Wegen Krieg und Seuchen abgesagt

Diese musste allerdings bereits vier Jahre nach ihrem Anfang das erste Mal abgesagt werden - wegen der Kämpfe mit Napoleon. 1813 war er mit seiner Armee in Bayern eingefallen. Er ging daraus zwar nicht siegreich hervor, aber dennoch machten es die Gefechte unmöglich, das Volksfest auszurichten.

Nach Ende der Kampfhandlungen gelang es, das Fest über Jahrzehnte zu etablieren. Bis 1854 eine Suche wütete. Die Cholera hatte sich in Europa ausgebreitet und forderte Hunderttausende Opfer, in München starben 3.000 Menschen - das Oktoberfest wurden wegen der Seuche abgesagt, ein zweites Mal dann 1873.

Auch während des Ersten Weltkriegs gab es kein Fest: Zwischen 1914 und 1918 wurde nicht gefeiert, erst ein Jahr nach Kriegsende war von einem kleinen "Herbstfest" in München die Rede. In den 1920ern machte die Hyperinflation den Menschen zu schaffen, 1923 fand daher keine Wiesn statt.

Zwischen 1939 und 1945 ist es erneut der Krieg, der dem Oktoberfest eine lange Pause verschafft. Von 1946 bis 1948 wird es erneut als kleines "Herbstfest" gefeiert, um sich dann fast siebzig Jahre zu halten - bis Corona kam.

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