Biden traf in Texas Familien der Opfer des Schulmassakers

Jill und Joe Biden in Uvalde in Texas
Justizministerium nimmt Ermittlungen gegen die Polizei auf, den Attentäter erst nach 75 Minuten erschoss.

US-Präsident Joe Biden und seine Frau Jill verbrachten am Sonntag mehrere Stunden mit Angehörigen der Opfer und mit Überlebenden des Amoklaufs. Das Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Am Dienstag hatte ein 18-jähriger Amokläufer in der Volksschule von Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen mit einem Sturmgewehr erschossen. Für Wut und Fassungslosigkeit sorgte der Polizeieinsatz, denn 19 Polizisten standen mehr als 45 Minuten vor der verschlossenen Klassentür. Sie unternahmen keinerlei Versuche, in die zwei miteinander verbundenen Klassenräume einzudringen. Stattdessen warteten sie auf Verstärkung, obwohl Kinder aus dem Inneren des Raumes mehrfach bei der Polizei anriefen, um Hilfe zu bekommen. Erst mehr als 75 Minuten, nachdem der Schütze das Feuer eröffnet hatte, drangen Einsatzkräfte in das Klassenzimmer ein und töteten den Amokläufer.

Kinder könnten noch leben

Mehrere Angehörige warfen der Polizei vor, sie hätten Leben retten können, wenn sie nicht derart lange gewartet hätten. Ein Mädchen berichtete, dass sie sich mit dem Blut eines getöteten Klassenkameraden eingeschmiert hätte und sich tot stellte, damit sie vom Attentäter nicht erschossen würde.

Der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, hatte am Freitag selbst eingeräumt, es sei ein Fehler der Beamten gewesen, nicht eher in den Klassenraum einzudringen. „Es war die falsche Entscheidung. Punkt“, sagte er. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“

Unabhängiger Bericht

Das US-Justizministerium kündigte am Sonntag an, das Vorgehen der Polizei zu untersuchen. Der Bürgermeister von Uvalde, Don McLaughlin, habe darum gebeten. Ziel der Untersuchung sei es, einen unabhängigen Bericht über das Vorgehen der Sicherheitsbehörden an jenem Tag zu erstellen und daraus Lehren für andere Attacken zu ziehen. Der Bericht solle am Ende veröffentlicht werden. Um mögliche rechtliche Konsequenzen für einzelne Beamte geht es demnach also nicht.

Der Amoklauf von Uvalde hat die Debatte über eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA einmal mehr angefacht. Viele Republikaner sperren sich seit Jahren gegen strengere Regularien. Die USA haben seit Langem mit einem gewaltigen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. 2020 waren Schusswaffenverletzungen Todesursache Nummer eins für Kinder und Jugendliche in den USA, noch vor Verkehrsunfällen.

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