Bergdorf Brienz: Erneute Evakuierung der Einwohner für mehrere Monate
Das Schweizer Bergdorf Brienz (Graubünden) ist erneut von einem riesigen Erdrutsch bedroht und wird deswegen aus Sicherheitsgründen erneut evakuiert. Eine gewaltige Masse von 1,2 Millionen Kubikmetern Felsschutt bewegt sich täglich bis zu 35 Zentimeter in Richtung der Siedlung.
Die Bewohner müssen bis Sonntag, womöglich für mehrere Monate, ihre Heimat verlassen. Die meisten von ihnen ziehen in ihre Ferienwohnungen; wer noch keine Unterkunft gefunden hat, kann bis zu den Winterferien in einem Hotel in der Nachbargemeinde Tiefencastel bleiben.
Sprengung nicht möglich
Seit Dienstagmittag sind die Zufahrten zum Dorf für Außenstehende gesperrt. Während der Evakuierung wird der Ort videoüberwacht, und Zuwiderhandlungen gegen das Betretungsverbot werden mit einer Strafe von 5.000 Franken (ca. 5.334 Euro) geahndet.
Niederschläge oder Felsstürze im Bereich der Schutthalde könnten die Geschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde oder mehr erhöhen, berichtete der Geologe Stefan Schneider den Einwohnern bei einer Informationsveranstaltung. In diesem Rahmen stellten einige Anwohner die Frage, warum die Schutthalde nicht einfach wie eine Lawine gesprengt werden kann. Christian Gartmann, Sprecher des Krisenstabes von Brienz, entgegnete, dass dies praktisch unmöglich sei: "Eine Sprengung würde rund 300 Tonnen Sprengstoff und etwa 10.000 Bohrlöcher in Tiefen von 10 bis 20 Metern erfordern."
Den Bewohnern bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, ob die Schuttmasse als Steinlawine ins Tal stürzt oder schließlich zum Stillstand kommt.
Bereits 2023 evakuiert
Das Dorf war bereits im Mai 2023 in Erwartung einer Rutschung vorsichtshalber geräumt worden. Im Juni 2023 donnerte dann tatsächlich ein gewaltiger Schuttstrom den Berg hinunter und verfehlte das alte Schulhaus nur um wenige Meter. Geröll und Schutt verschütteten Wiesen und eine Straße teils meterhoch. Brienz liegt in der Nähe von Davos auf einer Höhe von rund 1.150 Metern.
Kommentare