Auktionsrekord für die Uhr des reichsten Mannes auf der "Titanic"
J. J. A.: Es war wohl dieses Monogramm, das der Taschenuhr, die das vergleichsweise unbekannte britische Auktionshaus "Henry Aldridge & Son" Ende April zur Versteigerung anbot, einen solchen Wettkampf der Bieter bescherte. Denn die Goldkette an der Uhr verband diese mit einem Mann, der wie kaum ein zweiter für den Reichtum des sogenannten "Gilded Age", des Goldenen Zeitalter der Amerikanischen Jahrhundertwende, stand.
J. J. A., das war John Jacob Astor IV, Erbauer des "Astoria"-Hotels, das mit einem Bauprojekt seines Cousins das ursprüngliche, legendäre Waldorf Astoria bildete, das an der Stelle des heutigen Empire State Building stand.
Astor, der an zahlreichen Industrie-, Bau- und Eisenbahnprojekten beteiligt war, verfügte damals über ein Vermögen von 87 Millionen Dollars, was nach heutigen Maßstäben ein Betrag von mehreren Milliarden wäre, wie Auktionär Aldridge sagte. Die Ahnen der Familie, die in der Gesellschaft der USA die Spitze des Geldadels bildeten, waren aus dem deutschen Walldorf ausgewandert. John Jacob Astor hatte eine Tochter, Ava Alice Muriel Astor - sie heiratete 1933 Raimund von Hofmannsthal, Sohn des österreichischen Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal.
Die Geschichte Astors auf der Titanic ist relativ gut dokumentiert - sie floss auch in mehrere Verfilmungen der Katastrophe ein, in der wohl berühmtesten von 1997 wurde Astor vom Schauspieler Eric Braeden dargestellt. Der Überlieferung nach soll der damals 47-Jährige seiner Frau in das Rettungsboot Nummer vier geholfen und ihr gesagt haben: "Die See ist ruhig, mir wird nichts geschehen." Augenzeugen sahen ihn zuletzt eine Zigarette rauchen und mit anderen Passagieren sprechen.
Astors Leiche wurde eine Woche nach dem Untergang aus dem Atlantik geborgen. Die 14-karätige Golduhr sei bei ihm gefunden worden und über Astors Sohn Vincent an den Sohn des Sekretärs von John Jacob Astor, einen Mann namens William Dobbyn, gegangen, hieß es in Angaben des Auktionshauses.
Das auf Sammelstücke und Uhren spezialisierte Unternehmen, das noch weitere Titanic-Memorabilia versteigert hatte, schätzte die Uhr Astors zunächst auf 100.000-150.000 britische Pfund. Der erzielte Preis von 1,75 Millionen PFund - rund 1,4 Millionen Euro - übertraf also alle Erwartungen.
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