Alarmierende Entdeckung im Atlantik: Über 1.000 Atommüll-Fässer lokalisiert

Schweden beginnt, Atommüll für 100.000 Jahre zu vergraben (Symbolbild)
Insgesamt werden mehr als 200.000 Fässer in der Region vermutet. Dabei könnte seit Längerem Radioaktivität aus den Behältern entwichen sein.

Zusammenfassung

  • Forscher entdeckten mehr als 1.000 Atommüll-Fässer im Nordostatlantik, die vor Jahrzehnten entsorgt wurden.
  • Mindestens 200.000 Fässer werden in der Region vermutet, die Entsorgung wurde erst 1993 untersagt.
  • Das Forschungsteam untersucht den Einfluss der Fässer auf das Ökosystem und erstellt eine Karte der Funde mit Unterstützung eines Tauchroboters.

Bei ihrer Suche nach vor Jahrzehnten entsorgtem Atommüll haben Forschende bereits mehr als 1.000 Fässer im Nordostatlantik entdeckt und verortet. Das teilte eine Sprecherin der französischen Forschungsorganisation CNRS mit. 

Das internationale Forschungsteam war Mitte Juni vom westfranzösischen Brest aus mit ihrem Schiff "L'Atalante" zu ihrem Suchareal im Westeuropäischen Becken des Atlantiks aufgebrochen.

Atommüll im Ozean: Günstige und einfache Lösung

Vier Wochen lang wollen sie dort nach Atommüll-Fässern suchen und schauen, welchen Einfluss diese auf das örtliche Ökosystem haben. Mit dabei ist auch ein Forscher vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven.

Zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren haben etliche Staaten nuklearen Abfall im Ozean entsorgt. Die Tiefen des Ozeans, die fernab der Küste und von menschlicher Aktivität lagen, erschienen als günstige und einfache Lösung, um das zu entsorgen, was in der Industrieentwicklung und in Laboren anfiel – zumindest dort, wo der Ozean als geologisch stabil galt.

Über 200.000 Fässer werden im Atlantik vermutet

Über das Leben in den Weltmeeren wusste man damals wenig. Erst 1993 wurde die Entsorgung von Atommüll im Ozean schließlich untersagt. Mindestens 200.000 Fässer werden alleine im Nordostatlantik vermutet – in 3.000 bis 5.000 Metern Tiefe.

Wo genau sich der Nuklearmüll befindet, ist aber nicht bekannt. Auch über den Zustand der Tonnen und ob sie einzeln oder in Gruppen liegen, weiß man nicht viel. 21 Forschende sind deshalb derzeit in dem Gebiet unterwegs, in dem wohl die Hälfte der Abfälle landete.

Radioaktivität könnte aus den Behältern entweichen

Das Team will eine Karte mit Atomfass-Funden erstellen und etliche Proben von Wasser, Boden und Tieren nehmen. Unterstützung bekommen sie dabei vom autonomen Tauchroboter Ulyx, der unter anderem über eine Kamera für 3D-Bilder und ein Sonarsystem zur Ortung von Gegenständen mit Schall verfügt.

Patrick Chardon, Leiter des Projekts NODSSUM (Nuclear Ocean Dump Site Survey Monitoring) geht davon aus, dass bei den allermeisten nuklearen Abfällen im Nordatlantik die Radioaktivität nach etwa 300 bis 400 Jahren quasi verschwunden sein dürfte. Jedoch seien die Fässer damals so konzipiert worden, dass sie dem Druck der Tiefe standhalten, nicht aber so, dass sie die Radioaktivität wirklich einschließen. Schon seit längerem könnte Radioaktivität aus den Behältern entweichen, vermutet der Atomphysiker.

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