Anschlag auf Synagoge in Manchester: Polizei erschoss offenbar ein Opfer

Aftermath of the Manchester synagogue attack
Ein Mann soll mit einem Auto in eine Menschengruppe gefahren sein. Als die Polizisten auf den Angreifer schossen, soll auch ein Opfer getötet worden sein.

Nach dem Angriff vor einer Synagoge in Manchester am Donnerstag mit zwei Toten gehen die Ermittler von einer Terrortat aus. Das teilte ein Sprecher der Polizei in London mit. Drei Menschen wurden beim Anschlag getötet, darunter der mutmaßliche Täter, der von der Polizei erschossen worden sei. 

Anschlag auf Synagoge in Manchester: Polizisten sollen Opfer erschossen haben

Wie die Polizei am Freitag mitteilt, soll eines der Todesopfer, während der Schüsse auf den mutmaßlichen Täter, von den Beamten tödlich getroffen worden sein. Der mutmaßliche Angreifer sowie das von der Polizei getroffene Opfer sollen sich dabei hinter den Türen der Synagoge befunden haben.

Zudem seien mehrere Personen in einem ersten Zustand, hieß es. Der britische Premier Keir Starmer und König Charles äußerten sich bestürzt über den Vorfall am höchsten jüdischen Feiertag, Yom Kippur.

Bei dem Täter handelt es sich Polizeiangaben zufolge um einen 35-jährigen britischen Staatsbürger mit syrischen Wurzeln. Weiter erklärte die Polizei am Donnerstag, drei Verdächtige seien festgenommen worden. "Wir können bestätigen, dass derzeit drei Verdächtige in Gewahrsam sind, die wegen des Verdachts der Begehung, Vorbereitung und Anstiftung zu terroristischen Handlungen festgenommen wurden", wurde mitgeteilt. Bei den Verdächtigen handle es sich um zwei Männer im Alter von etwa 30 Jahren und eine Frau im Alter von etwa 60 Jahren.

Die beiden Todesopfer gehörten zur jüdischen Gemeinde, bestätigte der Polizeipräsident von Manchester, Stephen Watson, bei einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag. Vier weitere Menschen werden demnach mit Verletzungen im Krankenhaus behandelt. Der mutmaßliche Angreifer wurde nach Angaben Watsons sieben Minuten nach Eingang des ersten Notrufs erschossen.

Der mutmaßliche Täter sei mit einem Auto in eine Gruppe Fußgänger gefahren und habe auf einen Wachmann eingestochen, hatte die britische Polizei zuvor mitgeteilt. Der Vorfall ereignete sich den Polizeiangaben zufolge an der Heaton Park Hebrew Congregation Synagogue im Stadtteil Crumpsall im Norden von Manchester. Der Bürgermeister von Manchester, Andy Burnham, sprach von einem ernsten Vorfall. Er rief die Bevölkerung im Sender BBC auf, die Gegend zu meiden. Zugleich versicherte er, die unmittelbare Gefahr scheine vorüber zu sein, da die Polizei sehr schnell gehandelt habe.

Starmer: Müssen Antisemitimus besiegen

Der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich entsetzt. "Die Tatsache, dass sich dies am Yom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer", sagte der Labour-Politiker einer Mitteilung zufolge. "Wir werden alles tun, um unsere jüdische Gemeinschaft zu schützen", sagte Starmer am Flughafen in Kopenhagen. Der Labour-Politiker brach seine Teilnahme am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) in der dänischen Hauptstadt vorzeitig ab, um eine Sitzung des nationalen Krisenstabs in London zu leiten.

Nach der Krisenstab-Sitzung gelobte der Premier, dem Antisemitismus im Land Einhalt gebieten zu wollen. "Wir müssen es klar benennen, es ist ein Hass, der wieder aufflammt, und Großbritannien muss ihn erneut besiegen", sagte er. Großbritannien habe vielen jüdischen Menschen während des Holocausts Zuflucht und eine Heimat geboten, doch es sei auch ein Land, in dem jüdische Gebäude, Synagogen und Schulen rund um die Uhr bewacht werden müssten. "Der furchtbare Vorfall heute zeigt, warum", sagte Starmer.

König Charles III. entsetzt

Der britische König Charles III. zeigte sich entsetzt. Er und Königin Camilla seien "zutiefst schockiert und betrübt von der Nachricht über den furchtbaren Angriff in Manchester, vor allem an so einem bedeutenden Tag für die jüdische Gemeinschaft", zitierte die britische Nachrichtenagentur PA eine Mitteilung des Palasts. Ihre Gedanken und Gebete seien bei all denen, die von dem entsetzlichen Vorfall betroffen seien.

Entsetzt äußerte sich auch Thronfolger William und seine Ehefrau Kate. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern der schrecklichen Attacke auf die Heaton Park Synagoge und ihren Familien", schrieben sie auf X. Die Tatsache, dass es zu Yom Kippur, dem heiligsten Feiertag im jüdischen Kalender, zu der Tragödie gekommen sei, mache sie umso schockierender. "Wir denken an die gesamte Gemeinde sowie an die Rettungskräfte, die bei diesem schrecklichen Vorfall im Einsatz waren."

Scharfe Kritik an britischen Behörden aus Israel

Für Entsetzen sorgte der Angriff auch in Israel. "Israel trauert mit der jüdischen Gemeinde in Großbritannien nach dem barbarischen Terroranschlag", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nach Angaben seines Büros. "Schwäche gegenüber Terrorismus führt nur zu mehr Terrorismus." Außenminister Gideon Saar kritisierte, dass Großbritannien derzeit "unter einer schrecklichen Welle des Antisemitismus leidet" und die dortigen Behörden dem nichts entgegengesetzt hätten. Auch Staatspräsident Isaac (Yitzhak) Herzog kritisierte das "beispiellose Ausmaß" von gewalttätigem Antisemitismus in Großbritannien und anderen Ländern. "Die freie Welt kann und darf nicht zulassen, dass der Konflikt zu einem politischen Instrument gegen das jüdische Volk wird", legte er einen Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg nahe.

Auch österreichische Spitzenpolitiker zeigten sich erschüttert vom Anschlag. "Eine Synagoge zu Yom Kippur anzugreifen, dem heiligsten Tag für Juden auf der ganzen Welt, ist mehr als abstoßend", schrieb Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) in einem englischsprachigen Post auf X. "Verlieren wir den Kampf gegen Antisemitismus, verlieren wir uns selbst", teilte Außenministerin Beate Meinl-Reisinger auf X mit. "Antisemitische Übergriffe nehmen in ganz Europa zu - wir dürfen das nicht hinnehmen und müssen ihnen entschlossen entgegentreten. Meine volle Solidarität gilt den Opfern, ihren Angehörigen sowie der gesamten jüdischen Gemeinschaft."

Angriff am höchsten jüdischen Feiertag

Yom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag. In Israel kommt das öffentliche Leben nahezu vollständig zum Stillstand: Geschäfte, Restaurants und Behörden bleiben geschlossen, der Flug- und Straßenverkehr ruht weitgehend. Gläubige verbringen den Tag mit Fasten, Gebeten und der Bitte um Vergebung. Auch säkulare Israelis schätzen die Ruhe, viele nutzen die leeren Straßen zum Radfahren und Spazierengehen. Auch in Großbritannien sind Synagogen an dem Tag gut besucht.

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