Ägypten verlangt eine Milliarde für die Freisetzung der "Ever Given"

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Die Suezkanal-Behörde fordert Schadenersatz. Ein Gerichtsverfahren könnte kompliziert werden.

Die Ever Given liegt immer noch im „Großen Bittersee“, mitten im Suezkanal, vor Anker. Groß und bitter ist nun auch die Summe, die die Kanalbehörde von den Betreibern des Schiffs verlangt, bevor sie es wieder freigeben will.

Die Behörde erwartet sich einen Schadenersatz von knapp einer Milliarde Dollar (770 Mio. €). Immerhin hat das Schiff, das sechs Tage lang den Suezkanal blockierte, Hunderte Schiffe an der Durchfahrt gehindert, Ägypten entgingen dabei Tag für Tag Einnahmen in Millionenhöhe.

Laut „UK Club“, Versicherer der Ever Given, seien eine „Handvoll Ansprüche“ eingegangen. Rund ein Drittel davon entfiel auf die Bergung und ein weiteres Drittel auf „Reputationsverlust“.

Zuständigkeit

Der Betrag von 770 Millionen Euro, den sich die Kanalbehörde nun errechnet hat, sei „nur eine erste Schätzung“, sagte Osama Rabie, Vorsitzender der Kanalbehörde, kürzlich dem ägyptischen TV-Sender ON.

Man wolle sich ohne Gerichtsverfahren einigen, heißt es. Denn ein solches könnte langwierig und sehr kompliziert werden. Schon allein wegen der Frage, welches Land zuständig wäre: Der Eigentümer ist aus Japan, die Ever Given fährt aber unter der Flagge Panamas und wurde von einem in Taiwan ansässigen Unternehmen gechartert, zuständig für die technische Leitung ist ein deutsches Unternehmen, die Besatzung stammt großteils aus Indien.

144-Stunden-Bergung

Die 400 Meter lange und 220.000 Tonnen schwere Ever Given kam am 23. März in einen Sandsturm. Der Frachter lief auf Grund und stellte sich quer. Er blockierte sechs Tage lang die wichtigste Schifffahrtsstraße zwischen Asien und Europa. Rund 400 Schiffe stauten sich am Eingang zum Kanal, andere wählten den bis zu zwei Wochen längeren Umweg rund um Afrika. Experten brauchten 144 Stunden, um das Schiff zu befreien.

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