Wasserknappheit und bis zu 50 Grad: Italien vor neuer Hitzewelle

Ireland experiences a heatwave
Ein Hochdruckgebiet, von Meteorologen "Kamel" genannt, schiebt sich von Afrika nach Italien und könnte für neue Temperaturrekorde sorgen.

Zusammenfassung

  • Hochdruckgebiet 'Kamel' bringt Italien eine Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 50 Grad auf Sizilien und tropischen Nächten im Norden.
  • Besonders gefährdet sind Gebiete im Landesinneren Siziliens, da sie kaum Meeresbrise erhalten; Temperaturrekord von 48,8 Grad könnte übertroffen werden.
  • Die extremen Temperaturen verschärfen die Wasserkrise in Süditalien, führen zu leeren Stauseen und erzwingen Wasser-Rationierungen.

Italien steuert auf eine der intensivsten und gefährlichsten Hitzewellen bisher zu. Der bisherige Temperaturrekord Europas liegt bei 48,8 Grad Celsius, gemessen im August 2021 im sizilianischen Floridia. Schon in den kommenden Tagen könnte dieser Wert überschritten werden. 

Denn: Das afrikanische Hochdruckgebiet „Kamel“ könnte in den kommenden Tagen zu Extremwerten von bis zu 50 Grad Celsius führen. Aktuell betragen die Temperaturen im Süden Italiens, etwa in Catania, um die 37 Grad. 

Tropennächte und hohe Luftfeuchtigkeit

Nicht nur tagsüber wird die Hitze zur Herausforderung. Auch nachts bleiben die Temperaturen vielerorts hoch: In Norditalien fallen die Tiefstwerte kaum unter 20 Grad, in Kalabrien und auf Sizilien liegt die nächtliche Temperatur sogar teils bei 28 Grad. Meteorologen sprechen von einer Serie sogenannter Tropennächte, in denen der Körper keine Gelegenheit zur Abkühlung bekommt. 

Die Region zwischen Syrakus und Catania gilt als besonders hitzegefährdet. Hier fehlt die kühlende Wirkung der Meeresbrise fast vollständig und durch die geographische Lage kann die Hitze besonders intensiv werden.

Wasserkrise spitzt sich zu

Die Rekordtemperaturen intensivieren ein weiteres Problem: den Wassermangel. Nach einem niederschlagsarmen Winter und einem wechselhaften Frühling hat der heiße Sommer die Lage in vielen Landesteilen Italiens weiter verschärft. Auf Sizilien sind zahlreiche Stauseen bereits fast leer. In mehreren Gemeinden gelten Wasser-Rationierungen, auch die Landwirtschaft kämpft mit teils bedrohenden Engpässen. 

Hitzetote in Italien

Berichten zufolge starben Anfang Juli zwei Männer im Alter von über 60 Jahren auf Sardinien infolge der extremen Temperaturen. Seitdem wurden keine weiteren Fälle durch die Gesundheitsbehörden bestätigt. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch deutlich höher liegen. Hitzetod tritt häufig indirekt ein beispielsweise durch Herz-Kreislauf-Versagen oder Hitzschlag und wird nur selten eindeutig als solch einen klassifiziert.

Laut einer aktuellen Schnellstudie, die vom Imperial College London und der London School of Hygiene & Tropical Medicine durchgeführt wurde, hat der Klimawandel erheblich zur Intensität der jüngsten Hitzewelle in Europa beigetragen. Forscherinnen und Forscher kamen zu dem Schluss, dass von rund 2.300 hitzebedingten Todesfällen, die in zwölf europäischen Städten analysiert wurden, etwa 1.500 direkt auf die vom Klimawandel gesteigerte Hitze zurückzuführen ist.

Maßnahmen zum Schutz vor Hitze

Um weitere gesundheitliche Schäden zu vermeiden, haben mehrere Regionen Italiens Maßnahmen zum Schutz von Arbeitskräften erlassen. In der Lombardei gilt eine Verordnung, die Außenarbeiten zwischen 12.30 und 16 Uhr in besonders hitzegefährdeten Sektoren - Bauwesen, Steinbrüche, Landwirtschaft, Gartenbau – untersagt. Auch andere Regionen überlegen vergleichbare Schritte zu setzen. Gewerkschaften fordern zusätzlich flexible Arbeitszeiten und den Ausbau klimatisierter Pausenräume.

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