30 Jahre unschuldig in Haft: Brüder erhalten 84 Millionen Dollar
North Carolina, 1983: Ein elfjähriges Mädchen wird nach einer Vergewaltigung tot in einem Feld in der Stadt Red Springs gefunden. Die Polizei präsentiert zwei Verdächtige, die nach wenigen Stunden Verhör ein ihnen vorgelegtes Geständnis unterschreiben: die geistig behinderten Halbbrüder Henry Lee McCollum und Leon Brown, 19 und 15 Jahre alt.
1984 werden die zwei Burschen zum Tod verurteilt - Browns Strafe wird später in lebenslange Haft umgewandelt.
Erzwungenes Geständnis
Wie ein DNA-Test 31 Jahre nach ihrer Verhaftung zeigte, waren McCollum und Brown unschuldig. Die Halbbrüder, die im Prozess und danach immer wieder beteuert hatten, ihre Geständnisse seien erzwungen gewesen, wurden 2014 freigesprochen. Seither kämpften die beiden mit Hilfe eines Anwalts um finanzielle Entschädigung für das erlittene Unrecht.
Vor kurzem sprach ihnen eine Jury in North Carolina rund 75 Millionen Dollar zu. Beide erhalten pro Jahr im Gefängnis eine Million US-Dollar, dazu kommen 13 Millionen Dollar Sonder-Entschädigung. Zudem stimmte das Büro des Sheriffs im Bezirk Robeson Berichten zufolge separat einer Zahlung von neun Millionen Dollar zu.
"Ich danke Gott", sagte McCollum nach dem Urteilsspruch unter Tränen, wie die Regionalzeitung The News & Observer berichtete. "Ich habe meine Freiheit", so der 57-Jährige, "es gibt aber immer noch eine Menge unschuldiger Menschen im Gefängnis. Und sie verdienen es nicht, dort zu sein."
Mörder überführt
Wie McCollums und Browns später widerlegte Geständnisse zustande kamen, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. 1983 waren Ermittler laut Medien noch nicht zu Ton- oder Videomitschnitten von Geständnissen verpflichtet.
Der DNA-Test von 2014 führte die Polizei jedenfalls auf die Spur eines zu lebenslanger Haft verurteilten Sexualverbrechers und Mörders. Dieser hatte 1983 zum Zeitpunkt des Mordes in der Nähe des Tatorts in Red Springs gewohnt und einige Monate später eine 18-Jährige getötet.
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