Schüler haben wieder Vorrang
Als wäre die Aufregung am ersten Tag in der Schule nicht schon groß genug, muss vorher auch noch der Weg dorthin bewältigt werden – was bei hohem Verkehrsaufkommen schnell gefährlich werden kann. Besonders zu Schulbeginn kommt es nämlich häufig zu Unfällen am Weg in die Schule. Im vergangenen Jahr wurden im September 69 Kinder auf Österreichs Straßen verletzt, zehn davon in Wien.
Um den Schulweg sicherer zu machen, hat der KURIER gemeinsam mit der Wiener Polizei, der Allgemeine Unfallversicherungsanstalt und dem Kuratorium für Verkehrssicherheit die Aktion "Vorrang für Kinder" ins Leben gerufen. Seit sieben Jahren schon werden Schulkinder an gefährlichen Kreuzungen und Straßen von Polizisten begleitet. Warum es am Schulanfang besonders wichtig ist, ein Auge auf die Autofahrer zu haben, erklärt Landespolizei-Vizepräsident Franz Eigner: "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Viele Autofahrer haben sich in den Sommerferien das Stadtbild mit wenig Verkehr eingeprägt. Sie müssen sich wieder an die Situation herantasten, vor allem weil Schulkinder, die noch sehr jung sind, unsicher auf den Straßen unterwegs sind."
Probelauf mit Minister
Verkehrssicherheitsexperten und die Polizei raten Eltern, den Schulweg gegen Ende der Ferien zu "üben" . So prägt sich bei den Kleinen ein, wo sie aufpassen müssen. "Kinder lernen am Modell und schauen sich Verhaltensweisen der Erwachsenen auch im System Verkehr ab", sagt der Obmann der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt Anton Ofner.
Ein Tipp, der vielleicht ungewöhnlich anmutet, ist für Eltern besonders effektiv – nämlich ein Perspektivenwechsel. Gefährliche Stellen erkennt man als Elternteil nämlich am besten, indem man sich auf Augenhöhe des Kindes begibt. So wird schnell klar, dass an manchen Kreuzungen der nötige Überblick fehlt, etwa wegen Werbetafeln, Gebüschen oder Baustellen.
Mit einem ganz besonderen Übungspartner durften Schüler am Donnerstag in der Börsegasse das richtige Verhalten im Straßenverkehr lernen. Innenminister Wolfgang Sobotka ließ sich von den Volksschülern an der Hand nehmen und über den Zebrastreifen führen. Der Innenminister zeigte sich beeindruckt, was die Kinder schon über Verkehrsregeln wissen, mahnte aber trotzdem zur Vorsicht: "Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer, weshalb ihnen besondere Aufmerksamkeit zuteil werden muss."
Dem Innenminister liegt viel daran, mit der "Vorrang für Kinder"-Aktion zu sensibilisieren. "Es soll ein Bewusstsein für das Thema entstehen. Auch Elternvereine und andere Organisationen im Umfeld von Schulen sind eingeladen, sich daran zu beteiligen und die Schulweg-Sicherheit zu fördern", erklärte Sobotka.
100 Helfer im Einsatz
In den kommenden zwei Wochen werden insgesamt 100 Polizisten, Schülerlotsen und freiwillige Helfer im Einsatz sein, um die Schulwege in Wien sicherer zu machen.
Als Elternteil kann noch auf zwei weitere Dinge geachtet werden, die das Sicherheitsrisiko minimieren: Besonders in den Wintermonaten sollten reflektierende Aufnäher an Schultaschen oder Jacken angebracht werden. Außerdem ist der schnellste Weg zur Schule nicht immer auch der sicherste. Es ist besser, einen Umweg in Kauf zu nehmen, wenn es dort besser geregelte Kreuzungen oder Zebrastreifen gibt.
Um den Schulanfang zu versüßen, werden in den kommenden zwei Wochen zudem KURIER-Stundenpläne vor Schulen verteilt.
Sollte Ihr Kind keinen ergattern können, gibt es den Stundenplan auch zum Downloaden hier: kurier.at/vorrangkinder
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