Polizei trainiert den Ernstfall

Das Training stellt den Polizeialltag und seine Gefahren nach.
Jeder Polizeieinsatz kann gefährlich werden. Ein Training mit der WEGA bereitet darauf vor.

Egal welcher Rang und wie viele Dienstjahre – einmal pro Jahr müssen 7000 Wiener Polizisten eine Ausbildung absolvieren, die im Ernstfall Leben rettet. Alltägliche Einsätze können nämlich sehr schnell gefährlich werden. Am Freitag ließen die Beamten die Medien hinter die Kulissen dieses Trainings blicken. Glücklicherweise werden die Einsätze mit Farbpatronen durchgespielt, ansonsten gäbe es in Wien jetzt nämlich um einige Journalisten weniger.

Die trainierten Szenarien sind Nachstellungen von echten Einsätzen. Ein Gast fängt beim Würstelstand an, mit dem Wirt zu streiten. Die gerufene Polizei versucht zu deeskalieren, doch der Randalierer zückt ein Messer und sticht auf eine Beamtin ein, die verletzt auf den Boden fällt. "Bei Extremstress schießt das Adrenalin durch den Körper, und man muss versuchen, trotzdem bei klarem Verstand zu bleiben", erklärt der Landeseinsatztrainer, Martin Metzker. Dann ist es besonders wichtig, antrainierte Automatismen zu nutzen. "So einen Einsatz erlebt jeder Beteiligte anders. Es gibt nicht die eine Wahrheit, wie es abgelaufen ist", sagt Metzger. Deswegen ist die detaillierte Nacharbeit für die Polizei so wichtig.

Mythos und Realität

Zusätzlich zu den Trainern sind bei den Einsatzübungen auch Beamte der Spezialeinheit WEGA dabei. Gerade die diese Polizisten kommen oft in extreme Gefahrensituationen. WEGA-Chef Ernst Albrecht ist bei der Ausbildung besonders darauf bedacht, den Unterschied zwischen dem Mythos und der Realität der Polizeiarbeit zu unterstreichen. "Im Krimi wird der Mörder einmal getroffen und geht sofort zu Boden. In der Realität schaut das aber ganz anders aus. Viele Täter haben einen Adrenalinschub und schießen trotz mehrerer Verletzungen noch um sich", erklärt Albrecht.

2013 wurden 500 Wiener Beamte durch Fremdeinwirkung bei Einsätzen verletzt – 38 von ihnen schwer. Die Zahl der Verletzten ist leicht rückläufig, was den Trainingserfolg bestätigt.

1974 war der damals erst 25-jährige Werner Brinek der jüngste Polizeioffizier Österreichs. Heute ist er 65 Jahre alt, ist Brigadier, und geht als längstdienender Polizeioffizier und „lebende Polizeilegende“ in Pension.

Brinek ist Chef der Polizeisondereinheiten in Wien. Er hat wie kein anderer den Aufbau der Sondereinheit WEGA geprägt. Das dafür nötige politische Gespür hat er offenbar bewiesen. Immerhin kamen nicht nur Innenministerin Johanna Mikl-Leitner zur Abschiedsparty, sondern auch deren Vorgänger Karl Schlögl und Maria Fekter. Dass Brinek auch – wie Landesvizekommandant Karl Mahrer meinte – die Offiziere der letzten drei Jahrzehnte stark geprägt hat, war ebenfalls an der Gratulantenschar erkennbar. Unter anderem hatten sich der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, der Wiener Polizeichef Gerhard Pürstl und sein niederösterreichischer Kollege Franz Prucher eingestellt. Auch der frühere Vizekanzler Josef Pröll war erschienen. Die beiden verbindet aber nicht die Polizeiarbeit, sondern die Jagdleidenschaft.

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