"Video auf externen Server speichern"
Ein Kordon aus Taxis samt Trauerflor stand am Mittwoch bei der feierlichen Verabschiedung des Mordopfers Ingrid V. in Traun, OÖ, Spalier. Zahlreiche Berufskollegen erwiesen der am 20. April in Gunskirchen mit 34 Messerstichen getöteten 57-Jährigen die letzte Ehre.
"Die Ingrid wollte als Taxilenkerin in Pension gehen, weil ihr das Fahren so gefallen hat", sagt Taxiunternehmer Karl Resch. Er kannte das Opfer von Kindesbeinen an. Die Erschütterung über den Verlust der Mitarbeiterin sei nach wie vor enorm: "Bei uns sind alle angespannt, keiner hat so richtig Biss zum Fahren."
Keine Auswertung
Am Montag bekam Resch von der Polizei das weiße Mercedes-Taxi ausgehändigt, in dem V.s Leiche lag. "Das Auto kommt aber weg, das will ich keinem zumuten."
Dass die Auswertung der im Wagen installierten Kameras nicht funktioniert hat, lässt den Taxiunternehmer nun über Alternativen grübeln. "Besser wäre, wenn die Überwachungsbilder gleich auf einen externen Server gespeichert werden – die Fehleranfälligkeit wäre weniger hoch", betont Resch. In der Frage will er auch Fachhochschulen oder HTLs zu Rate ziehen, um sich bei der Konzeption eines entsprechenden Video-Kontrollsystems helfen zu lassen. "Das nenne ich dann Taxi-Ingrid."
Auf längere Sicht gesehen, möchte Resch, dass ein solches System verpflichtend in jedes Taxi eingebaut werden muss. "Das wäre wohl die Lösung aller Probleme – jeder Fahrgast wüsste, dass er automatisch aufgezeichnet wird." Für anfallende Investitionskosten sollten die Unternehmer Subventionen erhalten.
Robert Riedl, Taxi-Innungschef der Wirtschaftskammer OÖ, stimmt zu: "Eine Idee, die mir durchaus verfolgenswert erscheint." Die Sicherheit für Taxilenker wäre höher, Polizisten könnten rascher auf die Daten zugreifen und die Kosten würden sich in einem überschaubaren Bereich bewegen. "Das wäre vielleicht ein zukunftsweisender Weg." Er stehe mit Resch bereits in Kontakt.
"Auch wir sperren uns sicher nicht gegen Präventionsmaßnahmen, die in Absprache mit dem Datenschutz möglich sind", betont Paul Blachnik, Berufsgruppengeschäftsführer der Bundeswirtschaftskammer.
Riedl warnt allerdings vor unausgegorenen Schnellschüssen. "Seit dem Mord ist eine Sicherheitsdebatte entbrannt und es gibt sehr viele Zurufe. Plötzlich weiß jeder, wie man Taxiüberfälle verhindern könnte."
Versicherung
Die unter anderem ins Spiel gebrachte Idee einer Sicherheitstrennscheibe zwischen Lenker und Fahrgast sei nur wenig geeignet. "Das hat man in Deutschland schon vor rund 40 Jahren verpflichtend eingeführt, aber nach zwei Jahren dann wieder aufgehoben." Auch von Selbstverteidigungskursen hält Riedl nichts: "Ich fürchte, dass ein zur Wehr setzen Reflexe auslöst, die man nicht will."
Gökhan Keskin, Fachgruppenobmann der Taxi-Innung Wien, verweist darauf, dass in der Bundeshauptstadt angehende Taxilenker durch Experten des Kriminalpolizeilichen Beratungsdienstes in defensiver Verhaltensweise geschult werden: "Sie sollen keinesfalls Helden spielen, sondern bei Überfällen die Brieftasche aushändigen." Außerdem habe die Wiener Innung eine "Beraubungsversicherung" abgeschlossen, die Überfallenen die finanziellen Schäden vergütet.
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