Tunnelgeflüster in der Pyhrn-Region

Das naturgeschützte Karstmassiv Warscheneck könnte entlang der roten Linie durchbohrt werden. Mit seinen einzigartigen Zirbenwäldern trennt Warscheneck die Skigebiete Hinterstoder und Wurzeralm.
4,5 km lange Röhre soll Skigebiete Hinterstoder und Wurzeralm verbinden – Naturschützer schäumen.

Eigentlich hätte es eine rund 75 Millionen Euro teure Skischaukel werden sollen, die die Wintersportgebiete Hinterstoder und Wurzeralm in der Region Pyhrn-Priel miteinander verbindet. Weil die geplante Gondel aber über das unter Naturschutz stehende Kalkmassiv Warscheneck geführt hat, liefen Umweltschützer Sturm und verhinderten den Bau. Vom Tisch ist die Fusion, aus der das größte Skigebiet Oberösterreichs hervorginge, aber noch lange nicht. Denn statt oben drüber wollen die Verantwortlichen jetzt unter dem Bergareal durch.

Flächen umgewidmet

Ein rund 4,5 Kilometer langer Tunnel wird derzeit von der Region und den Gemeinden ins Auge gefasst. Die Röhre soll zwischen Vorderstoder (unteres Loigistal) und dem Frauenkar, der obersten Bergstation der Wurzeralm, entstehen. Eine moderne Standseilbahn würde die Gäste in rund zehn Minuten in das benachbarte Skiareal kutschieren. Die Gemeinden Hinterstoder und Vorderstoder haben die notwendigen Flächenumwidmungen bereits in die Wege geleitet, heißt es.

"Es ist die einzig machbare Lösung", meint Helmut Wallner (ÖVP), Orts-Chef von Hinterstoder. Außerdem gäbe es eine breite Unterstützung für das Projekt. Für seinen Amtskollegen aus Vorderstoder, Gerhard Lindbichler (ÖVP), ist der Tunnel ebenfalls die letzte Chance. "Es ist ein Versuch, auch den Gegnern des ursprünglichen Projekts einen umweltverträglichen Vorschlag anzubieten."

Eingriff in die Natur

Die Gegner, unter anderem der Alpenverein und die Naturfreunde, schäumen bereits, weil sie erneut einen massiven Eingriff in die Natur fürchten. Es handle sich um ein bedeutendes Karstmassiv mit einzigartigen Zirbenwäldern, die seltenen Tieren und Pflanzen Lebensraum bietet, betont Thomas Poltura, Landesobmann des Alpenvereins. "Das Geld sollte lieber in die Attraktivierung des Skigebiets Wurzeralm investiert werden. Seit langer Zeit wurde da nichts gemacht." Josef Friedhuber, Alpinreferent der Naturfreunde, spricht von einem "völlig schwachsinnigen Plan." "Der Tunnel soll auf 800 Meter beginnen. Man müsste die Gegend permanent beschneien. Niemals wird sich das rechnen, zumal sich die Anzahl der Skifahrer in Zukunft insgesamt nicht erhöhen wird."

Viele Fragen offen

Die Projektbeteiligten halten sich bisweilen bedeckt. Die Machbarkeitsstudie sei noch gar nicht fertig, es seien noch unzählige Fragen offen, erläutert Helmut Holzinger, Vorstand der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG (HiWu). "Wir brauchen noch Zustimmungserklärungen von 20 Grundbesitzern." Außerdem befinde sich ein Jagdrevier in dem Gebiet. Es gehe nicht um den Tunnel alleine, sondern um die Entwicklung der Region, sagt Holzinger. Für Herbert Gösweiner, Vorsitzender des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel, wäre es "eine gangbare, interessante Variante von vielen".

In der Finalisierungsphase scheint das Vorhaben in der Tat noch nicht zu sein. Weder im Umwelt- noch im Naturschutzressort des Landes liegen bisweilen Unterlagen zur Prüfung auf. Die zuständigen Landesräte Rudi Anschober (Grüne) und Manfred Haimbuchner (FPÖ) stellten sich beim Gondelprojekt hinter die Naturschützer.

Das Land OÖ ist Miteigentümer an der Seilbahngesellschaft HiWu, deren Mehrheitseigner ist ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel.

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