Steirisches Industriedenkmal gesprengt - so fiel der "Lange Ernst"

Der 1975 errichtete und rund 145 Meter hohe Industrieschlot - der "Lange Ernst" - der früheren RHI Magnesitwerke im obersteirischen Trieben wurde am 18.Oktober 2025 kontrolliert gesprengt.
Eines der markantesten Industriedenkmäler der Steiermark ist seit Samstagmittag Geschichte: Der rund 145 Meter hohe Schlot „Langer Ernst“ der früheren RHI Magnesitwerke in Trieben wurde kontrolliert gesprengt.
Der 1975 errichtete Industrieschlot galt jahrzehntelang als weithin sichtbares Wahrzeichen der Region.
Für die Sprengung wurden laut Gemeinde Häuser evakuiert und sowohl die Schoberpass-Bundesstraße (B113) als auch die ÖBB-Strecke im Palten-Liesing-Tal gesperrt. Zwischen 9.00 und 13.30 Uhr war der Verkehr unterbrochen. Für Anrainerinnen, Anrainer und Schaulustige wurden vier Besucherzonen eingerichtet, die Feuerwehrsirenen dienten als Sprengsignale.
Die Vorbereitungen für den Abbruch dauerten rund fünf Monate, erklärte Fritz Hanisch, Bauleiter des niederösterreichischen Unternehmens Zöchling. Die Sprengung führte ein Subunternehmen durch. Ziel war es, den Schlot so zu stürzen, dass er genau zwischen Straße und Bahnstrecke zu Boden ging – ein Vorhaben, das präzise gelang.
„Er ist so gefallen, wie wir wollten“, sagte Hanisch nach der erfolgreichen Sprengung zur APA. Dazu wurde ein „Fallgelenk“ aus Beton geschaffen, das wie ein Fällkeil beim Baumfällen wirkt. Auf einem aufgeschütteten und durchnässten „Fallbett“ kam der Schlot schließlich auf. Nur Gewitter hätten die elektrisch gezündete Sprengung verzögert.
Zur Staubbindung kamen vier wasserbetriebene Kanonen sowie sogenannte Wasserwände zum Einsatz. Die 27 Kilogramm Sprengstoff waren in 150 Bohrlöchern platziert und in drei Zündstufen mit Millisekundenabständen ausgelöst worden. Die Räumung des Schutts soll rund drei Wochen dauern, das Material wird recycelt.
Bereits im Juli 2025 hatte Zöchling in Trieben ein weiteres Gebäude des ehemaligen Magnesitwerks abgetragen. Das Werk selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Es gehörte nacheinander den Veitscher Magnesitwerken, Veitsch-Radex und schließlich RHI Magnesita. In Spitzenzeiten arbeiteten dort rund 1.000 Beschäftigte, zuletzt waren es nur noch 20.
Das Areal gehört heute einer deutschen Firma, die dort neue Betriebsansiedelungen plant. Mit seinen 145 Metern war der „Lange Ernst“ eines der höchsten Bauwerke der Steiermark – höher noch als der Turm der Grazer Herz-Jesu-Kirche mit rund 110 Metern.
Ein ähnliches Kapitel steirischer Industriegeschichte endete bereits 2015 in Voitsberg, als der 180 Meter hohe Schornstein des stillgelegten Dampfkraftwerks kontrolliert gesprengt wurde – damals allerdings erst im zweiten Versuch.
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