10 bis 18 Jahre sind die Bewohnerinnen, wenn sie unter die Obhut der Expertinnen und Experten von SOS Kinderdorf kommen, haben sie schon viel Traumatisierendes erlebt: "Diese Mädchen können nicht mehr zu Hause wohnen. Oft sind die Eltern erkrankt, psychisch oder an Süchten, es gibt Gewalt- und Missbrauchserfahrungen. Als ersten Schritt geht es immer Stabilisierung", erklärt Thurner. Und dann darum, einen Alltag - bestenfalls mit Schulbesuch oder Ausbildungen - zu finden. Alles begleitet von Therapien und sehr viel Unterstützung.
Zwei Therapiehunde sind dabei
Mit dabei in der WG sind auch zwei Therapiehunde, die den Mächen viel Freude machen. Zwei bis drei Jahren verbringen die Mädchen in ihrem neuen Zuhause, für manche geht es mit viel Begleitung wieder zurück in ihre Familien, andere werden in die Selbstständigkeit entlassen.
Bei einigen sei auch ein verschobener Tag-Nacht-Rhythmus ein Problem und wie sehr sie sozialen Medien ausgeliefert sind: "Sie sehen auf ihren Smartphones den ganzen Tag schöne und erfolgreiche Menschen, da ist der Druck riesig", so Thurner.
11 Plätze wird es im Neubau gegeben, der Bedarf ist viel höher: "Wir haben lange Wartelisten. Die psychischen Belastungen junger Menschen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das merkt man auch bei den Krisenwohnplätzen", so die SOS-Kinderdorfleiterin.
Die Projektkosten belaufen sich auf rund 2,5 Mio. Euro und werden von Förderungen des Landes Steiermark und sowie von Unternehmen und privaten Unterstützern getragen.
Mit dabei beim Projektstart, der ja mit dem Abriss begann, waren Michelle und Vanessa. Auch sie lebten mal in dieser WG, mittlerweile stehen sie zufrieden mitten im Leben. Beim Spaziergang durch die vertrauten Räume kamen viele Erinnerungen hoch: "Hier haben wir viel gelacht und viel geweint. Vor allem haben wir hier viel fürs Leben gelernt."
Ohne den starken Rückhalt der Betreuerinnen und Betreuer, die an sie geglaubt haben, wären sie nicht da, wo sie heute sind, sind sich die beiden sicher. "Deswegen ist es gut, dass hier alles neu gebaut wird. Jedes Kind muss eine Chance bekommen. So wie wir."
Aber warum ist es eigentlich eine WG nur für Mädchen? "Sie brauchen ein sicheres Umfeld, in dem sie sich nicht präsentieren müssen. Wenn Burschen dabei sind, ist das einfach ein anderes Stresslevel für Mädchen und junge Frauen", erklärt Birgit Thurner.
Vorab haben die Mädchen eine Wunschliste für das neue Gebäude geschrieben. Da stehen unter anderem Fitnessgeräte und Spielkonsolen drauf. Ein Punkt auf dieser Liste lautet: Der alte Birnenbaum im Garten soll trotz Neubau stehenbleiben - ein klares Bedürfnis nach Beständigkeit, das an diesem Ort auf vielen Ebenen erfüllt werden kann.
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