Tödlicher Brand bei Silvesterparty: Prozess in Graz vertagt

Polizeiabsperrung und Feuerwehr vor Lokal
Brand bei Silvesterfeier: Eine Studentin aus Niederösterreich starb, zehn Menschen wurden schwer verletzt. Prozess wird im Oktober fortgesetzt.

Zusammenfassung

  • Prozess um tödlichen Brand in Grazer Stern-Bar fortgesetzt, Betreiber wegen fahrlässigem Herbeiführen einer Feuersbrunst angeklagt.
  • Kellner wussten laut eigenen Angaben nichts von einem Notausstieg durchs Fenster, Fluchtwege waren teilweise versperrt oder nicht kenntlich.
  • Prozess wird im Oktober fortgesetzt, da noch wichtige Zeugen befragt werden müssen.

Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess um den Brand in der Stern-Bar zu Silvester 2023/24 fortgesetzt worden. Bei dem Feuer starb eine Studentin, zehn Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Der Betreiber des Lokals musste sich wegen fahrlässigem Herbeiführen einer Feuersbrunst verantworten. Er fühlte sich nicht schuldig. Die Kellner gaben übereinstimmend an, vom Notausstieg durch ein Fenster nichts gewusst zu haben.

In der Silvesternacht begann es gegen 3 Uhr früh zu brennen. Im Eingangsbereich soll entzündliches Material gelagert gewesen sein, ein Notausgang durch ein Fenster war versperrt und das Personal soll nicht ausreichend für Brandfälle geschult worden sein, warf die Anklage dem Lokalbetreiber vor.

Notausstieg am Fenster verstellt

Der Eingang war gleichzeitig der Notausgang gewesen, eine weitere Fluchtmöglichkeit bestand durch die Küche. Ein Fenster, das eigentlich als Notausstieg hätte dienen sollen, war durch einen Tisch und Dekomaterial am Fensterbrett verstellt und in keiner Weise als Ausgang erkenntlich.

Der Angeklagte hatte angegeben, die Behörden hätten das alles gesehen und nie beanstandet. Der Lagerraum direkt neben dem Eingang, wo Polster, Dekomaterial, Toilettenpapier und Ähnliches gelagert war, war nur durch einen Vorhang vom Eingangsbereich abgetrennt und erst nach der letzten Kontrolle durch die Behörden entstanden. "Das war bei der Kontrolle noch nicht da", warf Richterin Julia Riffel dem Wirt vor. "Das war immer da", behauptete der Angeklagte immer wieder.

Ein Gast, der an dem Abend im Lokal war und durch den Eingang flüchten konnte, gab an, er habe plötzlich aus den Augenwinkeln "etwas Helles" gesehen.

"Eine Feuerwalze"

Ein Gast, der an dem Abend im Lokal war und durch den Eingang flüchten konnte, gab an, er habe plötzlich aus den Augenwinkeln "etwas Helles" gesehen. Ein Freund rief "Feuer", und "innerhalb von Sekunden war es wie ein Inferno". Im Vorhaus sah er "eine Feuerwalze", konnte aber ins Freie flüchten. Ein Ohr war verbrannt, psychische Beeinträchtigungen habe er immer noch, erzählte der Zeuge.

Die Kellner, die als Zeugen befragt wurden, gaben an, nichts von einem Notausgang über ein Fenster gewusst zu haben. "Das Lokal war ganz dunkel vor lauter Rauch", schilderte einer der früheren Mitarbeiter. Er konnte eine Frau am Arm packen und durch die Küche ins Freie bringen. "Sind Sie auf so eine Situation ausreichend vorbereitet geworden?", fragt die Richterin einen anderen ehemaligen Kellner. "Ist man auf so eine Situation jemals ausreichend vorbereitet?", entgegnete der Zeuge.

Vertagt auf Oktober

Mehrere Personen liefen in Richtung Toiletten ganz hinten im Lokal und wurden ohnmächtig, eine junge Frau überlebte ihre Rauchgasvergiftung nicht.

Da noch wichtige Zeugen gehört werden sollen, wird der Prozess im Oktober fortgesetzt. Ein genauer Termin wird erst bekanntgegeben.

Kommentare