Tödlicher Brand zu Silvester in Graz: "Party endete in Albtraum"

Nach Feuer ausgebranntes Lokal
Prozess in Graz: Beim Jahreswechsel 2023/24 kam es in einem Lokal zu einem Brand, eine Frau starb, zehn Menschen wurden schwer verletzt.

Zusammenfassung

  • Bei einem Brand in einem Grazer Lokal zu Silvester 2024 starb eine 21-jährige Frau, zehn Menschen wurden schwer verletzt.
  • Die Staatsanwaltschaft wirft dem Wirt fahrlässige Herbeiführung einer Feuerbrunst vor, da Fluchtwege blockiert waren und Sicherheitsmängel bestanden.
  • Der Angeklagte weist die Schuld von sich, während auch gegen Behörden wegen möglicher Versäumnisse bei der Feuerbeschau ermittelt wird.

Niemand behaupte, es gehe um Absicht, stellt die Staatsanwältin gleich zu Beginn des Verfahrens klar: "Es geht um Fahrlässigkeit. Was als ausgelassene Silvesterparty begonnen hat, hat in einem Albtraum geendet."

Am 1. Jänner 2024, wenige Stunden nach dem Jahreswechsel, brach in einem Lokal in der Grazer Innenstadt Feuer aus: Eine Frau aus Niederösterreich (21) starb an den Folgen einer Rauchgasvergiftung, zehn Menschen wurden schwer verletzt.

"Doch der tragische Ausgang wäre vermeidbar gewesen", betont die Staatsanwältin am Freitag und klagt den Wirt wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuerbrunst an. Strafrahmen: bis zu drei Jahre Haft.

Brand beim Fluchtweg 

Das Feuer dürfte im Eingangsbereich entstanden sein; wodurch genau, ist auch fast zwei Jahre nach dem Silvesterdrama nicht klar. Vermutet wird offenes Feuer, eventuell Zigaretten oder Wunderkerzen. Doch genau dieser Teil des Lokals sei der einzige Fluchtweg gewesen, in dem zudem brennbares Material wie WC-Papier gestapelt gewesen sei.

Einen Notausstieg - ein Fenster in einem anderen Teil des Lokals - habe es zwar gegeben, berichtet die Anklägerin, aber: Davor sei ein Tisch gestanden, das Fensterbrett sei mit Dekorationsartikeln vollgepackt gewesen.

Personal flüchtete durch die Küche

Somit sei für die Gäste nicht erkennbar gewesen, dass sie sich durch dieses Fenster retten hätten können. Das Personal indes wusste, es konnte durch die Küche flüchten.

Der Gastronom beteuert, er sei an dem Drama nicht schuld. "Man braucht jemand, den man anklagen kann", merkt sein Verteidiger an und moniert, dass "Personen aus Ämtern" nicht angeklagt seien.

Allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft noch gegen Bedienstete des Magistrats, um zu klären, ob die Überprüfungen - Stichwort Feuerbeschau - regelkonform abliefen.

Angeklagter Mann von hinten vor Richtertisch

Der Angeklagte bekennt sich nicht schuldig

Als das Feuer ausbrach, sei er gar nicht in seinem Lokal gewesen, betont der Angeklagte. Außerdem hätten die Grazer Behörden zuvor nie etwas am Sicherheitskonzept bemängelt, auch nicht, dass der Haupteingang gleichzeitig deklarierter Notausgang sei.

"Nie Gedanken gemacht?"

"Sie haben sich nie Gedanken gemacht, ob ein Ausgang im Notfall für über 100 Leute reicht?", wundert sich die Richterin am Freitag.  "Nein", antwortet der Wirt.

Der Prozess ist für zwei Tage angesetzt, das Urteil soll kommenden Dienstag fallen.

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