Wie die KI eine Zeitreise durch den kaiserlichen Beamtenapparat ermöglicht

Potrait Kaisers Fraz Josefs auf einem Teller
Uni-Projekt zum Hof- und Staatshandbuch, das bis 1702 zurück reicht: 200.000 Personen sollen leichter erforscht werden können.

Wie hieß Kaiser Franz Josefs Apotheker? Wer durfte sich k. & k. Zuckerbäcker nennen, wer war in der Kriegsmarine und überhaupt: Wie viele Beamte dienten unter Maria Theresia? Und wie viele Frauen waren in der Monarchie als Beamtinnen tätig?

Fragen, die mit einem Blick in das jährlich neu aufgelegte Hof- und Staatshandbuch – auch Schematismus genannt – durchaus zu beantworten wären. Denn dieses Verzeichnis reicht Jahrhunderte zurück und umfasst gut und gern 200.000 Namen samt Titeln und Funktionsbeschreibungen.

Suchfunktion fehlt (noch)

Mittlerweile ist der Schematismus zwar eingescannt und somit online abrufbar, doch was fehlt, ist eine Suchfunktion.

Das bedeutet, dass zwar jeder Interessierte über die Homepage der Nationalbibliothek Einsicht nehmen kann, sich aber durch digitalisierte Seiten blättern muss – allerdings sind das insgesamt rund 150.000.

Diese Lücke soll nun ein Forschungsprojekt der Uni Graz schließen, auch mithilfe Künstlicher Intelligenz: Denn angesichts der Masse an Daten wäre so ein Unterfangen allein durch herkömmliche Software nur in '"mühevoller, jahrzehntelanger Arbeit" zu bewerkstelligen, wie es vom Team um Wolfgang Göderle, Roman Kern und David Fleischhacker heißt.

Wie die KI eine Zeitreise durch den kaiserlichen Beamtenapparat ermöglicht

Roman Kern, Wolfgang Göderle und David Fleischhacker (v. li.) 

Ziel des vom Wissenschaftsfonds FWF mit 1,6 Millionen Euro geförderten Projekts ist es, eine Technologie zu entwickeln, die nicht nur Namen erkennt, sondern auf Knopfdruck auch Adressen oder Titel herausfiltern oder Verbindungen zwischen Personen und unterschiedlichen Ämtern erkennen kann.

So ließe sich etwa feststellen, "wie einzelne Karrieren verlaufen sind, wie sich die Verwaltung sozial verändert hat und damit repräsentativer für die Gesamtgesellschaft geworden ist", überlegt Historiker Wolfgang Göderle. Bis 2030 soll das Hof- und Staatshandbuch in einer Datenbank erfasst und kostenfrei zugänglich sein.

Die Basis des heutige Beamtentums

Für die Wissenschafter kommt die Erfassung dem Heben eines Schatzes gleich, denn das Handbuch reicht zurück bis 1702. Zunächst wurde es von privaten Verlegern gedruckt, Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm der Staat die Rolle des Herausgebers. "Die Zusammenstellung ist eine maßgebliche Quelle zur kaiserlichen Verwaltung", betont Göderle. "Es macht die Entstehung des Beamtenapparats nachvollziehbar."

Dessen Spuren sind bis in die Gegenwart zu sehen: "Unsere heutige Administration basiert auf Elementen, die noch aus der Monarchie stammen. Und das nicht nur in Österreich, sondern auch in den Nachfolgestaaten wie Slowenien oder Tschechien."

Auch das Anwachsen des Staatsapparates lässt sich über die Jahrhunderte über die Aufstellung verfolgen. Im ersten Handbuch 1702 waren rund 2.000 Personen verzeichnet, in der letzte Ausgabe 1918 bereits an die 113.000.

Auffällig ist auch, dass ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr Frauen in den staatlichen Dienst eintraten.

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