30 Jahre "Megaphon" in Graz: Jubiläum von Finanzkrise überschattet

Mann hält Zeitschriften in den Händen
Die Grazer Straßenzeitung wird 30 Jahre alt. Sparmaßnahmen der FPÖ-ÖVP-Landesregierung führen jedoch zu einem Budgetloch von 20.000 Euro.

Zusammenfassung

  • Das "Megaphon" ist seit 1995 die Grazer Straßenzeitung und bietet rund 270 meist ausländischen Verkäufern eine Verdienstmöglichkeit.
  • Neben der Zeitung entstanden Bildungsprojekte, Sportprogramme und Sonderprodukte wie Kalender und Kochbuch, zudem wurde die "Megaphon-Uni" mit einem Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
  • Im Jubiläumsjahr bedrohen Sparmaßnahmen das Projekt finanziell, dennoch wird der 30. Geburtstag am 4. Oktober gefeiert.

In Wien kennt man den "Augustin", in Graz das "Megaphon": Im Oktober 1995 kam die Grazer Straßenzeitung erstmals heraus, seither wurden exakt 356 Ausgaben gedruckt, das sind gut vier Millionen Exemplare.

Die Caritas zog das Projekt vor 30 Jahren auf, um Menschen, Zuwanderern meist, eine kleine Verdienstmöglichkeit zu bieten. 3,40 Euro kostet ein Monatsmagazin derzeit, die Hälfte davon bleibt den Verkäuferinnen und Verkäufern.

Aktuell verkaufen rund 270 Menschen das "Megaphon", die meisten stammen aus Afrika.  Insgesamt waren schon Personen aus 14 Nationen fürs Projekt tätig: ihr Arbeitsplatz sind belebte Straßen oder die Eingangsbereiche vor Supermärkten.

Kalender, Kochbuch, Fußball

Aus der Straßenzeitung ist aber mittlerweile längst mehr geworden: Es entstanden Bildungsprojekte und Sportprogramme, zählt die Caritas am Donnerstag auf. Zudem wurde eine Reihe an Sonderprodukten hergestellt, vom Kalender bis zum Kochbuch. Von 2004 bis 2020 bot die "Megaphon-Uni" auch niederschwellige Vortragsreihen, dafür gab es 2009 den Menschenrechtspreis des Landes Steiermark. Heute noch gibt es den Homeless World Cup, eine Fußball-Weltmeisterschaft der Obdachlosen, erfunden in Graz und erstmals auch hier ausgetragen.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr sieht sich das Projekt aber nun mit Gegenwind konfrontiert: Die Sparmaßnahmen der blau-schwarzen Landesregierung treffen auch das "Megaphon" hart, bedauern Bernadette Bösch und Petra Kaspar-Buchegger: "Das trübt die Stimmung, aber wir lassen uns nicht unterkriegen."

Großes Loch im Budget   

20.000 Euro fehlen im Budget, aber "wir werden weiter mit Wort und Tat für alle Menschen einstehen". Das Team hofft auf Spenden, um über die Runden zu kommen sowie auf Käuferinnen und Käufer.

Der 30. Geburtstag wird trotz aller Finanzprobleme gefeiert: Am 4. Oktober startet um 10.30 Uhr am Mariahilfer Platz in Graz ein Fest bei freiem Eintritt.

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