Steirische Hilfseinrichtungen schlagen Alarm

Ein Mann und eine Frau sitzen im Freien an Tisch
Engagiert und flexibel: Ehrenamt im digitalen Wandel. Vor dem Tag des Ehrenamtes (5. Dezember) schlagen steirische Hilfseinrichtungen Alarm: Dienste langfristig zu besetzen, werde schwieriger.

Zusammenfassung

  • Hilfseinrichtungen wie die VinziWerke melden vor dem Tag des Ehrenamtes einen akuten Mangel an Freiwilligen, besonders für Dienste rund um Weihnachten.
  • Zeitspenden sind für das Überleben der Einrichtungen genauso wichtig wie Geldspenden; allein bei den VinziWerken leisten Freiwillige rund 100.000 Stunden jährlich.
  • Die Suche nach Ehrenamtlichen verlagert sich zunehmend ins Internet, doch langfristiges Engagement bleibt trotz gesellschaftlichem Wandel und Digitalisierung eine Herausforderung.

Vor 40 Jahren wurde der Tag des Ehrenamtes von der UNO beschlossen, seit 1986 wird er alljährlich am 5. Dezember begangen. Doch heuer schlagen Hilfseinrichtungen Alarm: Ihnen fehlen zunehmend Freiwillige, die sich in ihrer Freizeit langfristig engagieren.

"Zeitspenden fürs Überleben wichtig"

Das werde speziell so kurz vor Weihnachten deutlich, überlegt etwa Nicola Baloch, Geschäftsführerin der VinziWerke Österreich: "Aber Zeitspenden sind für unser Überleben genauso wichtig wie Geldspenden." 

Rund 100.000 Arbeitsstunden leisten freiwillige Helferinnen und Helfer allein bei dieser Einrichtung, die Notschlafstellen, Sozialmärkte oder Dauerherbergen für obdachlose Menschen in Graz, Wien und Salzburg betreibt.

Warum Freiwillige fehlen

Etwa 800 Ehrenamtliche haben die VinziWerke auf ihrer Liste, doch derzeit sei es nur 650 von ihnen möglich, regelmäßig auszuhelfen. Denn immer wieder steigen Helferinnen und Helfer aus oder legen Pausen ein. "Wir merken, dass die Ehrenamtlichen auch selbst zunehmend gefordert sind", begründet Baloch. "Im privaten Umfeld oder weil sie selbst in Notlagen geraten."

Das führe zu Lücken in den Dienstlisten; vor allem rund um die Weihnachtsfeiertage seien Dienste sehr schwer zu besetzen. Derzeit suchen die VinziWerke für fast alle Hilfseinrichtungen Unterstützung. Vorkenntnisse sind keine nötig, Einfühlungsvermögen und Freude am Umgang mit Menschen reichen.

Wie viele Menschen helfen

Die Österreicherinnen und Österreicher sind sehr engagiert, wenn es um ehrenamtliche Arbeit geht. Eine Erhebung des Sozialministeriums (Stand Ende 2002) zeigt, dass rund 50 Prozent Freiwilligentätigkeiten leisten: Das kann organisiert in einem Verein passieren oder nicht institutionalisiert wie etwa in der Nachbarschaftshilfe.

In der Caritas Steiermark sind rund 2.000 Menschen ehrenamtlich tätig, 2024 waren es konkret 2.093: Sie helfen beim Abholen von Lebensmittelspenden, unterstützen Kinder und Jugendliche in Lerncafés, sortieren Ware aus Kleiderspenden oder helfen in Notschlafstellen.  "Die Hilfsbereitschaft nimmt nicht ab, nur die Art des Engagements ändert sich", beschreibt Freiwilligen-Managerin Bettina Heuser.

Online-Suche wird wichtiger

Das hänge mit dem gesellschaftlichen Wandel zusammen, auch die Digitalisierung spiele eine Rolle. "Der Alltag wird immer flexibler, der Arbeitstag ebenso. Viele Menschen möchten sich dann digital etwas suchen, wo sie kurzfristig helfen können." Dafür wurden eigene Online-Plattformen eingerichtet.

"Was wir natürlich immer brauchen, sind Menschen, die sich langfristig engagieren", beschreibt Heuser. "Der überwiegende Teil unserer Aufgaben ist Beziehungsarbeit." Das treffe auf die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern beim Lernen ebenso zu wie bei den Diensten in Notschlafstellen.

 "Das ist unsere Herausforderung, die Menschen langfristig zu ehrenamtlichen Engagement zu bringen", betont Heuser. "Aber wenn sie einmal dort angekommen sind, dann bleiben sie."

Kommentare