Streit um Flussbad: Graz drängt auf Schwimmen in der Mur

Ein Fluss im Vordergrund, dahinter grüne Wiese
In Graz fordert die Stadtregierung, die Mur als Badegewässer auszuweisen, doch das Land Steiermark winkt vorerst ab.

Zusammenfassung

  • Paris hat mit Milliardeninvestitionen die Seine so gereinigt, dass wieder gebadet werden kann; Rom will mit dem Tiber nachziehen.
  • Das Land Steiermark lehnt Baden in der Mur ab, da Wasserqualität und rechtliche Vorgaben fehlen; Graz fordert neue Untersuchungen.
  • Die Grünen argumentieren mit Hitzetagen und fordern eine aktuelle Prüfung der Wasserqualität sowie einen runden Tisch mit Experten.

In drei Flussbädern an der Seine in Paris plantschen im vergangenen Sommer rund 100.000 Menschen: Erstmals nach 100 Jahren war das Schwimmen dort wieder möglich - obendrein kostenlos.

Möglich wurde das durch Investitionen in Milliardenhöhe, um die Wasserqualität des doch lange zu schmutzigen Flusses zu verbessern.

Rom will nachhüpfen - und Graz?

Der Bürgermeister von Rom, Roberto Gualtieri, war beeindruckt und kündigte an, den Tiber binnen fünf Jahren so sauber zu kriegen, dass Schwimmen dort möglich wird. Oder besser: wieder möglich gemacht wird. Bis in die 1960er Jahre war es gang und gäbe, in den Tiber zu hüpfen, danach wurde es wegen seiner starken Verschmutzung verboten - Gesundheitsgefahr.

Was Paris und Rom können, kann Graz auch, befand die Stadtregierung und richtete eine entsprechende Petition ans Land Steiermark.

Das Land ist nötig, um die Mur explizit als Badegewässer auszuweisen. Doch das erteilte der Stadt Graz erst einmal eine Absage: Erstens wären sieben Abteilungen in der Landesverwaltung damit zu befassen, zweitens warte man auf Vorgaben aus Bund oder EU. Drittens erfülle die Mur die notwendigen Wasser-Standards für den Badebetrieb schlicht nicht, jedenfalls nicht über ein gesamtes Jahr hinweg berechnet.

"Badebetrieb unterbrechen"

"Verlangt auch niemand", kontert die Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne). "In anderen Städten wird der Badebetrieb bei Verschlechterung der Wasserqualität unterbrochen."

Tatsächlich mussten im Juli in Paris sogar die Triathleten warten: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Triathlons bei den Olympischen Sommerspielen wurden eine Zeit lang von der wieder schlechteren Wasserqualität der Seine ausgebremst, ehe sie doch ins Wasser durften.

Die Grünen argumentieren mit der zunehmenden Anzahl an Hitzetagen, die Abkühlung gerade in einer stark versiegelten Stadt nötig machen. "Die Mur ist zentral für Graz. Wir haben kaum natürliche Seen, daher wäre eine zugängliche Mur ein unschätzbarer Gewinn für die Menschen", betont Schwentner.

Veraltete Daten?

Und erinnert, dass Graz vor mehr als zehn Jahren viel Geld in den Bau eines Speicherkanals investiert habe: Er wurde gleichzeitig mit dem Murkraftwerk im Bezirk Puntigam errichtet und sorgt für saubereres Wasser. Die Daten, die das Land vorgelegt habe, seien 15 Jahre alt, rügt die Vizestadtchefin und fordert eine neue Untersuchung der Wasserqualität.

Genau darauf pochen auch die Grünen auf Landesebene, die das Baden in der Mur am Dienstag zum Thema in der Landtagssitzung machen.

Was nun kommen soll

"Andere Großstädte zeigen, dass Flussbaden möglich ist - wenn der politische Wille da ist", kommentiert Klubobfrau Sandra Krautwaschl. Sie bringt einen Entschließungsantrag an, der zweierlei fordert: eine neue Untersuchung der Wassergüte im gesamten Flussverlauf in der Steiermark und einen runden Tisch, zu dem auch externe Fachleute oder Gemeindevertreter eingeladen werden.

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