Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl gestorben

Alfred Stingl, 1939 - 2025
Zusammenfassung
- Alfred Stingl, ehemaliger SPÖ-Bürgermeister von Graz, starb einen Tag nach seinem 86. Geburtstag.
- Stingl war bekannt für seine integrative Kraft und seine Verdienste, darunter die Erklärung der Grazer Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
- Er wurde für seine politische und soziale Arbeit vielfach ausgezeichnet und 2005 zum Ehrenbürger der Stadt Graz ernannt.
Am 28. Mai wurde Alfred Stingl 86 Jahre alt, einen Tag darauf starb der ehemalige SPÖ-Bürgermeister von Graz. Das gab Stadtchefin Elke Kahr (KPÖ) am Freitag bekannt.
Stingl (geboren 1939) war von 1985 bis 2003 Bürgermeister, zuvor kam der gelernte Schriftsetzer 1968 erstmals in den Gemeinderat, ab 1973 saß er im Stadtsenat.
1962 bereits war Stingl, der Jahrzehnte später vom "Forum für Weltreligionen" als "Suchender, Ringender, Strebender, Dienender, wie man ihn sich als Politiker kaum schöner vorstellen kann", beschrieben wurde, Gründungsmitglied der "Jungen Generation" der SPÖ.
Seiner "inneren Überzeugung folgend, dass ein Stadtoberhaupt nicht nur parteipolitisch denken darf, sondern sich um das Vertrauen aller zu bemühen hat", sei Stingl bestrebt gewesen, als integrative Kraft für das Wohl der Grazerinnen und Grazer aktiv zu sein, würdigte seine Nach-Nachfolgerin Kahr - auf Stingl direkt folgte ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl - den Ehrenbürger der Stadt.
Höhepunkte der Amtszeit von Alfred Stingl
Höhepunkte in Stingls Amtszeit waren unter anderem die Erklärung der Grazer Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe (1999) sowie die Eröffnung der neuen Synagoge (2000). Zudem war er über viele Jahre hinweg Vorsitzender des ORF-Kuratoriums sowie Vorsitzender des Aufsichtsrates der Grazer Messe, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz, Vizepräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas sowie Gremiumsmitglied des Städtebundes.
Stingl erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Er war unter anderem Ehrensenator der Karl-Franzens-Universität und der Technischen Universität Graz und bekam das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern sowie den Ehrenring des Landes Steiermark verliehen.
Aufgrund seiner Verdienste um die Menschen der Stadt wurde Stingl 2005 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Neben seiner politischen Karriere war Stingl begeister Leser und leidenschaftlicher Förderer des Sports, insbesondere des Fußballs, wie Kahr betonte.
Pflegte seine erkrankte Frau
Mit seiner Frau Elli, mit der er mehr als 60 Jahre verheiratet war, besuchte er oftmals die Aufführungen der Grazer Oper. Doch als Elli erkrankte, kümmerte er sich zu Hause liebevoll um sie, bis sie im März 2018 starb. "Damit ging für Alfred Stingl ein wichtiger Lebensmensch verloren", so Kahr.
- Max Lercher, SPÖ-Landesparteiobmann: "Sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen hat die politische Arbeit von Alfred Stingl geprägt und hat Viele über Parteigrenzen hinweg inspiriert. Er hat seine Tätigkeit stets dem Anspruch gewidmet, dass die Stadt Graz dem Titel einer Menschenrechtsstadt gerecht wird."
- Mario Kunasek, Landeshauptmann (FPÖ): "Alfred Stingl war eine prägende Persönlichkeit der Grazer Stadtpolitik. Fast zwei Jahrzehnte lang war er mit Herzblut und Engagement Bürgermeister der steirischen Landeshauptstadt. Alfred Stingl war ein Politiker nah am Bürger."
- Manuela Khom, Vizelandeshauptfrau (ÖVP): "Mit Alfred Stingl verlieren die Stadt Graz und das Land Steiermark einen großen Visionär und Vordenker, der mit vielen Ideen seiner Zeit voraus war. Ob in der Verkehrspolitik, in der Kultur oder im Sozialbereich, auf vielfältige Art und Weise setzte er neue Maßstäbe."
- Doris Kampus, Obfrau SPÖ Graz: "Alfred Stingl hat Graz zu einer weltoffenen und sozialen Stadt gemacht. Auch nach seiner aktiven Funktion in der Politik hat er sich bis zuletzt für sozial und wirtschaftlich schlechter gestellte Menschen eingesetzt und unsere sozialdemokratischen Grundwerte tagtäglich vorgelebt. Er war nie nur Politiker, er hat eine Haltung verkörpert -und diese Haltung bleibt."
- Judith Schwentner, Vizebürgermeisterin Graz (Grüne): "Er hat Graz geprägt wie kaum eine andere Persönlichkeit. Politik hat er stets als Dialog und Auf-Einander-Zugehen verstanden, weit über seine Funktionsperiode hinaus. Seine persönliche Bescheidenheit und echte Bürgernähe haben mich schon als Kind beeindruckt, wenn er morgens in derselben Straßenbahn wie ich auf dem Weg zur Arbeit gesessen ist."
- Sandra Krautwaschl, Landessprecherin Grüne Steiermark: "Er war eine prägende Persönlichkeit – nicht nur für Graz, sondern weit darüber hinaus. Was ihn ausgezeichnet hat, war sein ehrliches Bemühen, Menschen zu verbinden – nie zu spalten. Er hat sich mit großem Herz für jene eingesetzt, die am Rand unserer Gesellschaft stehen, und dabei nie auf billige Schuldzuweisungen oder Neiddebatten gesetzt."
- Philipp Pointner, Neos Graz: "Als langjähriger Bürgermeister von Graz hat er unsere Stadt geprägt wie kaum ein anderer. Sein Engagement für ein weltoffenes, inklusives Graz und sein Einsatz für jene, die oft übersehen werden, bleiben unvergessen."
Alfred Stingl war ein glühender Europäer überzeugt davon, dass Zusammenarbeit über Grenzen hinweg der Schlüssel zu Frieden und Fortschritt ist. Sein Wirken für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Vielfalt macht ihn zu einem Vorbild über Parteigrenzen hinaus.“
"Mit Alfred Stingl hat Graz eine große Persönlichkeit verloren. Er hat viele Spuren hinterlassen und war für seine nahbare und bescheidene Art bekannt", beschreibt Kahr weiters. "Sein Vermächtnis lebt in Graz weiter, wo seine soziale Politik und sein Einsatz für die Gemeinschaft bis heute geschätzt werden."
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