Schießerei: Rätsel um "zweiten Mann"
"Es gelang uns, einen Mann auszuforschen, den man als tatverdächtig bezeichnen kann" – dieser Satz des Wiener Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl in einem ORF-Interview sorgt seit Montagabend für heftige Spekulationen der Medien und rege Betriebsamkeit hinter den Kulissen. Eine von der Polizei verhängte Nachrichtensperre verlieh den sich überschlagenden Meldungen neuen Zunder. Doch nicht alles, was seither den Weg in die Medien fand, ist wahr.
"Cobra"-Einsatz
Ausgelöst wurde die Aufregung durch einen "Cobra"-Einsatz am Sonntag in der Wiener City. An nobler Innenstadt-Adresse stürmten zehn Elitepolizisten jene Wohnung, in der der Räuber von Samstagabend gemeldet war. Dabei stießen sie auf den 63-jährigen Wohnungsinhaber. Dieser ist ein Waffensammler und besitzt Granaten und Musketen aus Kriegszeiten sowie Messer und vier Schusswaffen. Er fuchtelte bei seiner Festnahme offenbar mit einer Pistole und soll zwischenzeitlich auch den Finger am Abzug gehabt haben. Die "Cobra"-Männer überwältigten den Quartiergeber des Räubers aber ohne Schusswaffengebrauch.
U-Haft beantragt
Die Staatsanwaltschaft beantragte am Dienstag Untersuchungshaft. Entschieden werden soll darüber im Laufe des heutigen Mittwochs, hießt es im Landesgericht.
Da sich die Wiener Polizei strikt auf die Strafprozessordnung beruft und die Ermittlungen zwecks Wahrung der Unabhängigkeit der Untersuchung teilweise von der steirischen Polizei geführt werden, gibt sie keine Details über die Identitäten der Beteiligten bekannt. Dadurch blühen die Spekulationen der Medien. Der zweite Mann wurde deshalb in der Folge rasch zum Komplizen hochgeschrieben, was offiziell aber nie bestätigt wurde.
Obduktion: Viele Einschüsse
Untersucht wird derzeit noch, wie oft der 49-jährige Bosnier von der Polizei Samstagabend bei der Schießerei getroffen wurde. Bei der ersten Obduktion sind sehr viele aufgesplitterte Projektile in seinem Körper gefunden worden. Routinemäßig wird deshalb derzeit gegen vier Beamte wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Hinweise auf ein Fehlverhalten gebe es bisher allerdings keine, wird allseits betont.
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