Kämpferische Nonnen: Weg aus Seniorenheim, zurück im Kloster

Drei Nonnen stehen vor Umzugswagen
Betagte Ordensfrauen kehrten in ihr altes Zuhause, das Kloster Goldenstein in Salzburg, zurück: Sie gingen nicht freiwillig ins Heim.

Zusammenfassung

  • Drei betagte Augustiner-Chorfrauen kehrten gegen den Willen der Ordensleitung aus einem Seniorenheim in ihr altes Kloster Goldenstein zurück.
  • Die Schwestern berufen sich auf einen Vertrag, der ihnen lebenslanges Wohnrecht im Kloster zusichert, während die Ordensleitung gesundheitliche Gründe für den Umzug anführt.
  • Ehemalige Schülerinnen unterstützten die Rückkehr, und die Nonnen hoffen nun auf einen ruhigen Lebensabend in ihrer alten Heimat.

"Wir sind frisch und munter", versichert Schwester Bernadette und nickt in die TV-Kamera. Ja, gesteht sie zu, Mitschwester Regina brauche schon ein "bisschen Pflege", aber: "Mit dem Rollator ist sie schneller als ich." Da muss die Nonne dann doch ein bisschen schmunzeln.

Kämpferische Nonnen

Die Schwestern Bernadette, Regina und Rita sind Augustiner-Chorfrauen, zwischen 84 und 87 Jahre alt - und kämpferisch: Die Nonnen verließen das Seniorenheim in Hallein und kehrten am Donnerstag in ihr altes Zuhause zurück, das Kloster Goldenstein in Salzburg.

Dem ORF gegenüber berichten die Schwestern, man habe ihnen eigentlich zugesagt, dass sie "bis zu unserem Lebensende" im Kloster bleiben dürften. Der Gang in das Halleiner Heim, geführt von Franziskanerinnen, sei nicht freiwillig passiert.

"Übersiedlung erfolgte zum Wohl der Schwestern"

Das gestand auch Propst Markus Grasl, Ordensoberer der Goldsteiner Schwestern, Mitte August in einer Stellungnahme zu: "Die Entscheidung, Schwester Bernadette, Schwester Regina und Schwester Rita in die Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg zu übersiedeln, erfolgte zum Wohl und in Sorge um die Schwestern."

Ein eigenständiges Leben im alten Kloster sei "aufgrund des hohes Alters und der prekären gesundheitlichen Situation" nicht mehr vertretbar. In Goldenstein leben keine weiteren Nonnen mehr, die sich um die Mitschwestern kümmern könnten.

Ehemalige Schülerinnen der Nonnen - die Schule in Goldenstein wird in Folge eines Übergabevertrages von der Erzdiözese Salzburg weiter geführt - sehen die Lage anders. Sie unterstützten die Nonnen bei der Rückkehr ins Kloster: Ein Umzugsservice brachte die Möbel, ein Schlüsseldienst öffnete die Türen zu den Zimmern, die die Nonnen früher bewohnten.

Berufung auf Vertrag

Dabei berufen sich die Schwestern auf jenen Vertrag, der 2022 die Übergabe von Goldenstein an Stift Reichersberg (Oberösterreich) festschrieb: In einem Passus sei festgelegt, dass sie in ihrem Kloster bleiben dürften.

Die Schwestern Bernadette, Regina und Rita machen mit der Rückkehr nun aber Schlagzeilen: "Nonnen besetzen Kloster" oder "unchristlicher Umgang mit Nonnen" titeln Medien.

Die alten Damen hoffen indes einfach wieder auf Ruhe und einen Lebensabend in ihrer alten Heimat, in Goldenstein: "Wir gehören einfach hierher", sagt Bernadette.

Wie regiert der Orden?

Propst Markus Grasl reagiert bestürzt. "Es ist mir völlig unverständlich, warum die Schwestern die kirchlich geführte Seniorenresidenz ad hoc verlassen haben, da sie dort eingebettet in eine Gemeinschaft und vor allem in absolut notwendiger, professioneller und guter medizinische Betreuung sind", betonte er in einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER. Die Räume im Kloster seien nicht mehr benutzbar und entsprechen in keiner Weise den Anforderungen einer geordneten Betreuung.

Die Aktionen der vergangenen Wochen und "die aktuelle Eskalation" sind vor
dem Hintergrund der jahrelangen Bemühungen um eine Lösung und der Fortführung der Schule, dem "Herzensanliegen der Schwestern" völlig unverständlich und "lassen mich ratlos zurück", betont Grasl. Er rate den Schwestern "dringend", in die Seniorenresidenz zurückzukehren.

Der Fall sei  "vielschichtiger und komplizierter"  als er medial aktuell dargestellt werde, erinnert die Österreichische Ordenskonferenz: "Es ist klar, dass ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein insbesondere aufgrund der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern nicht mehr möglich ist", heißt es in einer Stellungnahme.

"Inszenierung nicht förderlich"

Die "mediale Inszenierung und Darstellung des Falles" sei für die Sache nicht förderlich und bringe die Schwestern in eine für sie gefährliche Situation: "Wir können nur hoffen, dass den Ordensfrauen nichts passiert und sie bald in die Seniorenresidenz zurückkehren, wo sie mit höchstem Standard betreut, gepflegt und medizinisch versorgt werden."

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