Rudolfshütte in den Hohen Tauern schließt überraschend

Nationalpark
Das bekannteste Berghotel in den Hohen Tauern wird überraschend geschlossen. Auch Seilbahn zum Weißsee steht vor dem Aus.

Eines der bekanntesten Berghotels Österreichs, die Rudolfshütte in den Hohen Tauern, schließt überraschend mit 29. September. Auch der Betrieb der Bergbahn wird eingestellt.

"Ich ziehe mich völlig zurück und werde die Gesellschaften liquidieren", sagte der Betreiber, der Salzburger Hotelier Wilfried Holleis, am Montag in einem Pressegespräch. Er führte betriebswirtschaftliche Gründe ins Treffen und übte heftige Kritik an der Landespolitik und der Landesumweltanwaltschaft.

Das Drei-Sterne-Haus mit über 350 Betten, Indoor-Kletterpark, Indoor-Pool und Spa-Landschaft liegt am Weißsee in 2.315 Metern Seehöhe direkt an der Grenze zum Nationalpark. Holleis hat das Gebäude 2004 vor Alpenverein übernommen und eigenen Angaben zufolge seitdem rund 13 Millionen Euro in die Modernisierung des Hotels und fast 12 Millionen Euro in die Bergbahnen investiert. "Nun ist es Zeit, zu gehen, weil es betriebswirtschaftlich nicht mehr rechtfertigbar ist, weiter zu investieren, und die politischen Rahmenbedingungen eine Entwicklung am Weißsee nicht mehr zulassen", erklärte der Hotelier.

"Keine wirkliche Unterstützung"

Holleis kritisierte den zu geringen Rückhalt seitens der Landespolitik für den Betrieb von Bahn und Hotel. Trotz Investitionsförderungen des Landes (etwa mit 100.000 Euro pro Jahr von 2004 bis 2014) sei die Hauptlast bei ihm verblieben. Die Idee einer gemeinnützigen Stiftung unter Führung der Gemeinde Uttendorf und mit Hilfe des Landes sei von der Landespolitik nicht unterstützt worden. Und: "Für den erwartbaren Abgang von erneut 0,5 Millionen Euro für die Seilbahn nur für den kommenden Winterbetrieb fand sich - außer Lippenbekenntnissen - keine wirkliche Unterstützung."

Zugleich habe auch Widerstand der Landesumweltanwaltschaft (LUA) die Projektkosten explodieren lassen. Denn Holleis will das Hotel deutlich erweitern. Wegen der langen Zufahrt zur Talstation sei das Skigebiet für Tagesgäste nicht wirklich eine Option. Für eine bessere Auslastung der Bahn brauche es im Hotel mehr Zimmer. Zunächst wurden einmal 224 zusätzliche Betten genannt, zuletzt war von 160 Betten die Rede. Bemerkenswert: Der Rohbau steht bereits, endgültig genehmigt ist das Projekt noch nicht.

"Ohne Betten keine Zukunft"

Die LUA hat nämlich einen Bescheid des Landes beeinsprucht, dass es für das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) braucht. "Es stünde ein Weg durch die Instanzen bevor. Das hat für mich nun das Fass zum Überlaufen gebracht", so Holleis. "Ohne zusätzliche Betten hat das Skigebiet keine Zukunft." Er räumte aber auch ein, dass es auch wirtschaftliche Gründe für die Schließung von Bahn und Hotel am Weißsee gab. Er wolle, bald 65 Jahre alt, leiser treten und sich auf seine unternehmerischen Aktivitäten konzentrieren. Holleis' Gruppe betreibt Hotels in Zell am See, Kroatien und Italien.

Der Unternehmer versicherte heute, dass die Rudolfshütte wirtschaftlich "hochweiß" sei und jährlich Gewinne abwerfe. Mit rund 60.000 Nächtigungen im Ganzjahresbetrieb sei man einer der größeren Betriebe im gesamten Pinzgau. "Ich will kein Geheimnis daraus machen, wir hätten für die kommende Wintersaison eine deutliche finanzielle Unterstützung seitens des Landes gebraucht. Die Auslastung des Hotels liegt über 100 Prozent, aber der Abgang der Bahn ist für mich betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll, wenn der Ausbau der Rudolfshütte steht."

"Überdimensionierter Bau"

Die Landesumweltanwaltschaft wies heute die Kritik von Holleis von sich. 2011 sei erstmals um eine Erweiterung des Berghotels angesucht worden. Bei einer Verdoppelung der Fläche und Kubatur seien allerdings nur 30 Zimmer angegeben worden. "Dafür war der Bau überdimensioniert", sagte Umweltanwältin Gishild Schaufler zur APA. Da die Baustelle bis heute andauert und die naturschutzrechtliche Bewilligung ablief, musste 2019 noch einmal um Bewilligung angesucht werden. Erst 2023 folgte das Ansuchen auf Erweiterung auf 580 Gäste innerhalb des Neubaus.

Bei der behördlichen Prüfung auf Vorliegen der UVP-Pflicht sei jedoch nur die Erweiterung der Bettenzahl, nicht jedoch die Gebäudehülle beurteilt worden - und das Bauwerk darum im Verfahren zur UVP-Pflicht ausgeschlossen worden. "Hülle und Inhalt getrennt zu betrachten, ist vom Gesetzgeber nicht so gedacht", betonte Schaufler. "Diese Herangehensweise führt dazu, dass man ein Hotel ohne Betten bauen kann, einige Zeit abwartet und dann erst den Einbau der Zimmer beantragen kann, sodass nur das Innere auf seine UVP-Pflicht geprüft werden muss."

Mehr Gäste hätten in dem ökologisch hochsensiblen alpinen Gebiet jedenfalls Auswirkungen auf die Umwelt. Mehr Frequenz bedeute mehr Störung der Tierwelt und Vegetation. "Im zoologischen Amtsgutachten wurde auch festgestellt, dass es bereits zur Verdrängung störungsempfindlicher Brutvogelarten gekommen ist." Man habe darum Beschwerde gegen die Feststellung des Nichtvorliegens einer UVP-Pflicht erhoben.

Wie viele  Arbeitsplätze sind betroffen?

Von der Liquidation der Gesellschaften sind rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen - rund ein Drittel davon arbeitet bei der Bergbahn. Die Belegschaft des Hotels wird Holleis in seinen anderen Betrieben - soweit es möglich ist - weiter beschäftigen. Das Personal der Bergbahn verliert ihren Arbeitsplatz.

Kommentare