Refugium für Serienjunkies

Wahlplakate für Serienheld Frank Underwood
"House of Cards"-Fans trafen sich zum Beginn der 2. Staffel im Marriott

Männer in Anzug und Frauen in eleganten Etuikleidern nippen an langen Sektflöten und naschen Canapés. "Vote for Underwood" steht auf den rot-weiß-blauen Buttons, die am Eingang verteilt werden. Die Veranstaltung hat alles, was man für einen klassischen amerikanischen Wahlauftakt braucht – wäre da nicht die Tatsache, dass der Politiker Frank Underwood in Wahrheit Schauspieler Kevin Spacey ist und die rund 200 Menschen sich im Wiener Hotel Marriott versammelt haben, um die neuesten Folgen der zweiten Staffel der politischen Serie "House of Cards" gemeinsam zu verfolgen.

Der Fernsehsender Sky und Vice Media luden zum Auftakt der zweiten Staffel der amerikanischen Serie zum Public Viewing. Die Folgen laufen im englischen Originalton. Denn abwarten, bis die Serie auf Deutsch übersetzt ist und in den heimischen Sendern läuft, dauert eingefleischten Fans mittlerweile zu lange.

Für einen Großteil der Gäste ist "House of Cards" nur eine von vielen Serien, die sie regelmäßig und mit Spannung verfolgen. Lehramtsstudentin Sabine hält derzeit bei zehn verschiedenen Serien, bei Freund Sebastian sind es mindestens 14.

Binge-Watching

Serienjunkie Clemens Kaufmann gibt zu: "Beim Serienschauen im Internet verliere ich schon mal einen Tag." Binge-Watching nennt sich dieses exzessive Serien-Schauen am Stück und erfreut sich dank Internetportalen wie Netflix vor allem bei der jüngeren Zielgruppe derzeit großer Beliebtheit.

Am liebsten schauen die Serienfans jedoch gemeinsam; das Internet ist dabei die Notlösung. In deutschen Lokalen ist es bereits Usus, gemeinsam Serien wie "House of Cards" und "Girls" zu schauen. Der Trend Public Viewing weitet sich auch in Österreich langsam auf Serien aus. In Wien hat sich bis dato vor allem das Tatort-Schauen in Lokalen wie Schikaneder, Topkino oder Hawidere etabliert. Seit vergangenem Jahr organisiert Sky nun etwa ein Mal im Monat öffentliche Screenings von neuen Serien.

Für den Medienpsychologen Peter Vitouch ist die Erscheinung nichts Neues. Schon vor Jahrzehnten stand in jedem Kaffeehaus ein Fernseher. Auch heute trifft man sich in Wirtshäusern, um das Ländermatch zu schauen. "Wir finden es angenehm, unsere Emotionen mit anderen zu teilen." Austausch und Unterhaltung: Für Vitouch sind die Public Viewings "moderne Amphitheater".

Im Marriott wird jedenfalls eifrig diskutiert, analysiert und spekuliert. Schauspieler Manuel Rubey bringt es auf den Punkt: "Man mag Underwood, obwohl er ein Arsch ist."

Public Viewing

Sonntags wird im Schikaneder, Topkino und Hawidere der Tatort übertragen. Vice CEE organisiert für Pay-TV Sender Sky regelmäßig Public Viewings von aktuellen Serien.

Info: facebook.com/skynightevent

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