Prater im Höhenrausch: "Gegenbewegung zur virtuellen Welt"
„Die Leute wollen wieder mehr Reales erleben. Es ist eine Gegenbewegung zur virtuellen Welt“, erzählt der Präsident des Praterverbandes, Stefan Sittler-Koidl. Die Besucherzahlen der vergangenen Jahren geben ihm recht: Die Nachfrage nach dem Adrenalinkick ist so groß wie nie zuvor. Pilgerten 2010 noch rund 3,8 Millionen Besucher in den Wiener Vergnügungspark waren es 2017 etwa 5,2 Millionen Gäste (plus 37 Prozent, Anm.). Jahr für Jahr gab es eine Steigerung.
Es handelt sich hierbei um ein weltweites Phänomen. Der größte Freizeitparks Deutschland, der Europa-Park Rust, hat vergangenes Jahr ebenfalls einen Besucherrekord verzeichnet. Laut Sittler-Koidl würden die Menschen aber auch mehr erwarten – frei nach dem Motto höher und weiter. „Der Prater ist ein Ebenbild der Gesellschaft und muss sich dementsprechend mitentwickeln“, sagt Sittler-Koidl.
Interne Studie
Das jüngste Beispiel ist die geplante Virtual-Reality-Bahn „Clown“. Denn trotz des realen Angebotes wolle man auf den Zug des technischen Fortschrittes aufspringen. „Die einzige Konstante im Prater ist die Veränderung“, sagt sein Bruder Thomas Sittler-Schaaf, der die Attraktion betreiben wird. Beim „Clown“ handelt es sich um eine moderne Geisterbahn, bei der die Fahrgäste mit einer VR-Brille ausgestattet werden. Die Wiener Filmfirma „vrisch“ wird ein rund dreiminütiges Video dazu liefern. Das Unternehmen drehte schon eine Galileo-Reportage für Pro Sieben mit und war auch für das Musikvideo „80 Party“ von Rapper Skero verantwortlich.
Die Besucher werden dann entlang der Strecke auf Gruselclowns und andere schaurigen Gestalten treffen. Damit das Erlebte dann so richtig unter die Haut fährt, wird mithilfe von Wärmelampen Feuer und mit Hilfe von Ventilatoren Wind nachgeahmt. Die VR-Brillen werden außerdem mit größeren Akkus ausgestattet. Laut Sittler-Schaaf könne man auch andere Erlebnisse anbieten, die zum Beispiel auf Kinder zugeschnitten wären. Die geplante Eröffnung ist Ende Juni. Die Gesamtinvestition liegt bei über einer Millionen Euro.
Damit sich der Prater eines Tages nicht im freien Fall befindet, wird auch auf die Wünsche der Besucher eingegangen. Eine interne Studie, bei der 1037 Leute befragt wurden, zeigt, was die Gäste vom Vergnügungspark halten und sich wünschen. Keine große Überraschung ist die beliebteste Attraktion: das Riesenrad. Schießbuden kämen jedoch aus der Mode, sie befinden sich in der Rangliste ganz hinten. Jeder vierte Gast schätze im Vergnügungspark die Wiener Tradition. Interessantes Detail: Am wichtigsten halten die Besucher eine gute Sanitäranlage – und sogar noch vor einer guten Gastronomie.
Sicherheit geht vor
Sicherheit wird laut dem Prater-Chef ebenfalls groß geschrieben. Private Sicherheitskräfte, eine Kooperation mit der Polizei (Gemeinsam.sicher, Anm.) und spezielle Ausbildungen für die Mitarbeiter sind auf Schiene. Dass nach dem Alkoholverbot das Klientel vom Praterstern ihren Weg in den Vergnügungspark finden könnte, sieht Sittler-Koidl gelassen: „Wir haben keine besonderen Sondermaßnahmen getroffen, wären aber gerüstet.“
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