Zweiter Todesfall in Sektenclan

Zweiter Todesfall in Sektenclan
Polizei prüft Ableben eines 92-Jährigen. Mutmaßliche Mörderin hat Mann dessen Haus abbrannte, „betreut“

Rund um das okkulte, in einer Sekte organisierte Frauentrio, das in Kärnten für einen Mord, vier Brandstiftungen und zehn Betrugsdelikte verantwortlich gemacht wird, ergibt sich ein weiterer Verdachtsmoment: Der Todesfall eines 92-Jährigen, der von einer der Frauen „betreut“ wurde und dessen Wohnhaus ebenfalls Raub der Flammen wurde, wird nun neu aufgerollt.

Neben drei Brandstiftungen in Wernberg (Bezirk Villach Land) im November 2018 wird den Verdächtigen – 43, 47 und 61 Jahre alt – die Brandlegung bei einem Einfamilienhaus im Juni im selben Bezirk in Sattendorf zur Last gelegt. Wie jetzt bekannt wurde, verstarb der 92-Jährige Hausbesitzer in Sattendorf wenige Wochen vor dem Feuer.

Damals ging die Polizei von einem natürlichen Tod aus, weil der betagte Mann im LKH Villach aus dem Leben geschieden war. Auch im Fall jener 72-jährigen Villacherin, die Anfang Oktober verstorben war, schlossen die Kriminalisten anfangs Fremdverschulden aus. Erst eine Obduktion ergab, dass die Frau erwürgt wurde. Wie berichtet, gesteht eine 43-jährige Ungarin diesen Mord und gibt an, im Auftrag einer 47-jährigen Ungarin gehandelt zu haben.

Keine Exhumierung

Ob der 92-Jährige im Juni ebenfalls obduziert wurde, war am Mittwoch unklar. „Wir gehen jedoch davon aus, dass damals alles überprüft wurde. Aber um alle Zweifel auszuräumen, schauen wir uns diesen Todesfall noch einmal an“, sagt Gottlieb Türk, Leiter des Landeskriminalamtes Kärnten. Anlass, eine Exhumierung des Leichnams in Auftrag zu geben, sehe er jedoch „noch nicht.“

Zusammenhänge zwischen dem Frauen-Trio und dem 92-Jährigen gibt es jedoch sehr wohl: Die 43-jährige Ungarin und mutmaßliche Mörderin der Villacher Pensionistin dürfte laut Zeugenaussagen den Mann in dessen letztem Lebensabschnitt als eine Art Hausbesorgerin begleitet haben.

Hexe und Heilerin

Welches Abhängigkeitsverhältnis unter den Verdächtigen und zwischen den mutmaßlichen Täterinnen sowie all den Opfern bestand, wird nun in einer nächsten Ermittlungsebene aufgeklärt.

„Was hier offenbar an angeblich Übersinnlichem verbreitet wurde, lässt uns Kriminalisten mit offenem Mund und Kopfschütteln staunen“, erklärt Türk. Laut ersten Ermittlungsergebnissen mimte die 47-jährige, die als „Kopf“ der Bande gilt, je nach Vorhaben die Hellseherin und Heilerin bzw. die Hexe. So soll sie betagten Menschen einerseits Wohlergehen garantiert und andererseits unter Androhung von „überirdischem Unheil“ Geld herausgelockt haben.

Die 47-Jährige sowie die 61-Jährige haben ein aktenkundiges Vorleben als „Hexe“ sowie von „Hexerei“ betroffene: Erstere wurde in Klagenfurt im Jahr 2011 wegen Betrugs zu 33 Monaten teilbedingter Haft verurteilt, weil sie zwei Menschen mit oben erwähnten Versprechungen und Drohungen um enorme Summen gebracht haben soll. Die Strafe trat sie an. Und ihre 61-jährige aktuelle Komplizin im Mord-, Betrugs- und Brandstiftungskomplott behauptete vor wenigen Jahren vor Gericht, sie sei von einem Wünschelrutengänger verhext und zur Herausgabe von 114.000 Euro veranlasst worden. Mit der Forderung um Rückerstattung blitzte sie im Zivilprozess ab.

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