Zeltfest: Es gab konkrete Sturmwarnungen

Ein Sturm hat in der Nacht auf Samstag das Festzelt in St. Johann zerstört
Wetterdienst zum Festzelteinsturz: "Man wusste im Vorfeld, dass das heikel werden kann."

Während die 2000 Einwohner der Gemeinde St. Johann am Walde im Bezirk Braunau mit der psychologischen Aufarbeitung des Zelteinsturzes mit zwei Toten und 140 Verletzten von Freitagnacht beschäftigt sind, hat auch die juristische Aufarbeitung begonnen. Ersten Erkenntnissen zufolge war das Zelt ordnungsgemäß errichtet und überprüft worden. Was die Vorhersehbarkeit des Sturmes anbelangt, gehen die Meinungen auseinander: Laut Wetterdienst ZAMG gab es bereits am Vormittag eine Wetterwarnung für die betroffene Region und zwei Stunden vor dem Unglück sogar eine ganz konkrete.

Zelt hatte TÜV-Siegel

Zwei Fragen beschäftigen aktuell die Ermittler: Wurde das Zelt ordnungsgemäß aufgebaut? Und hätte der Veranstalter, die Feuerwehr Frauschereck, das Fest wegen Unwettergefahr abblasen müssen? Ein Sachverständiger für Statik hat das Zelt am Samstag unter die Lupe genommen und am Sonntag wieder frei gegeben. "Es handelt sich um ein relativ neuwertiges Zelt aus Deutschland mit einem frischen TÜV-Siegel, das offenbar von der Behörde ordnungsgemäß abgenommen wurde", erklärt Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried. Das Zelt ist für 1000 Menschen konzipiert, 650 hielten sich zum Zeitpunkt der Katastrophe darin auf.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) werde nun ein Gutachten erstellen, sagt Ebner weiter. Geprüft wird, ob der Sturm in dieser Intensität und für das fragliche Gebiet vorhergesagt worden war.

"Bereits am Vormittag gab es von unserer Außenstelle in Salzburg, die für Oberösterreich zuständig ist, eine orange Gewitterwarnung (organisierte Gewitterlinien mit Starkregen, Sturmböen, Hagel möglich; ebenso Schäden durch Blitzschlag, Baumbruch und Beeinträchtigungen bei der Infrastruktur, Anm.) für die betroffene Region. Eine solche Warnung ist selten, kommt in Salzburg und Oberösterreich fünf Mal pro Jahr vor", erklärt Thomas Wostal von der ZAMG. Dies könne jedermann im Internet einsehen.

Ein bis zwei Stunden vor dem Unglück hätte es eine neuerliche Sturmwarnung für das Inn- und Mühlviertel gegeben. Wostal: "Böen um die 120 km/h wurden für die Zeit zwischen 22 und 23 Uhr prognostiziert. Diese Kurz-Warnung geht nur an unsere Abonnenten, ein solcher ist der betroffene Veranstalter nicht. Aber die Landeswarnzentrale hat die Information bekommen. Da wusste man also im Vorfeld: das kann heikel werden."

126 km/h

An der ZAMG-Messstelle in Ranshofen wurden, als das Zelt im 30 Kilometer entfernten St. Johann um 22.30 Uhr einstürzte, 126 km/h Windgeschwindigkeit gemessen. Wostal: "Überraschend war der Sturm in dieser Intensität also nicht. Es ist aber durchaus möglich, dass sich am Unglücksort noch viel dramatischere Systeme gebildet haben, auf die letztlich der Festzelteinsturz zurückzuführen ist. Das müsste man analysieren."

Die KURIER-Anfrage, wie mit einer offenbar doch seltenen Warnung in der Landesalarmzentrale umgegangen werde, wollte man dort nicht beantworten. Das würde Landes-Feuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner tun, hieß es. Dieser verwies auf laufende Ermittlungen, betonte aber, dass der Sturm in dieser Intensität nicht erkennbar gewesen wäre und dass es sich bei der FF Frauschereck um einen sehr erfahrenen, sehr umsichtigen und sehr vorsichtigen Veranstalter handle.

Ermittlungen nach Festzelteinsturz

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