Wolken über steirischem Sonnenprojekt
Die Insolvenz des steirischen Sonnenenergie-Pioniers „Solid“ wirft einen Schlagschatten auf eines der ambitioniertesten Projekte in diesem Sektor: Das Unternehmen ist nämlich bei „Big Solar“ als Entwickler involviert – der geplanten weltweit größten Solarthermie-Anlage südlich von Graz.
Rechtlichen und finanziellen Problemen damit schreibt „Solid“ auch seine nunmehrigen Schwierigkeiten zu. Das ließ dann auch Deutungen zu, wonach das Projekt selbst gefährdet sei. Eine Lesart, die die Energie Steiermark AG (ESTAG) so nicht teilen will: „Es ist nicht so, dass Solid hier federführend zum Zug gekommen wäre“, betont Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris.
Die Überschuldung des Anlagenbauers von sechs Millionen Euro wirke sich nicht auf „Big Solar“ aus: „Alle Grundstücke sind gesichert, das Projekt soll noch grüner werden“, kündigt Harnik-Lauris an. Außerdem könnte die ESTAG selbst als Investor zu den dänischen Betreibern an Bord gehen und „Big Solar“ betreiben. Bisher war der steirischer Energieversorger nur als Abnehmer der Fernwärme vorgesehen.
Darum geht es bei „Big Solar“ , Fernwärme. Bis zu 15 Prozent des Grazer Bedarfs sollen durch die Fotovoltaik-Anlage erzeugt werden. Die Technik dahinter ist erprobt, in Silkeborg in Dänemark steht die derzeit größte Anlage dieses Typs: Zehntausende Sonnenkollektoren erhitzen tagsüber Wasser; was nicht sofort in das Fernwärmenetz gespeist wird, fließt in ein unterirdisches Wasserreservoir und wird dort gespeichert. Der See ist beheizt, durch spezielle Pumpen gelangt die Fernwärme danach auch zeitverzögert in das Netz.
Neue Fördertöpfe
Bisher war vorgesehen, das dieser See mit Erdgas beheizt wird, nun gehen die Überlegungen aber in Richtung Biomasse. Das würde den Kohlendioxid-Ausstoß praktisch auf Null reduzieren, versichert Harnik-Lauris und den Projektbetreiben die Chance geben, weitere Fördertöpfe anzubohren.
Im Zeitplan liegt „Big Solar“ allerdings nicht mehr, der Fertigstellungstermin 2021 ist nicht zu halten. Zusätzlich kommt der Rechtsstreit um das Projekt auch durch die Insolvenz von „Solid“ in Gang: Die ersten Pläne für das Projekt kamen aus der Steiermark, diese Rechte will „Solid“ gewahrt wissen.
Dazu stellt sich die Frage nach Zuschüssen der öffentlichen Hand. 80 bis 100 Millionen Euro sind nötig, um die Anlage in Kalsdorf, Bezirk Graz-Umgebung, zu bauen. Das Errichter-Konsortium unter anderen mit Arcon-Sunmark aus Dänemark hofft auf bis zu 30 Prozent der Investition als Subventionen aus diversen Quellen, vom Land über den Bund bis hin zu EU.
Bezüglich der Finanzen werde noch verhandelt, betont der ESTAG-Sprecher und verweist auf „gute Gespräche“ mit der EU. Die innenpolitische Lage mit Übergangsregierung und Neuwahlen allerdings verzögern entsprechende Verhandlungen. Alles andere sei aber geklärt, Grundstücke, Pläne und Verträge seien fixiert. Zusätzlich dürfte „Big Solar“ weniger groß werden als ursprünglich gedacht: 220.000 Quadratmeter Kollektorfläche sollen es werden, immer noch um ein Stück größer als das Vorbild in Dänemark mit 156.000 Quadratmetern.
Kommentare