Kartografie: Wiens Donaubrücken - ein Zahlenspiel

Kartografie: Wiens Donaubrücken - ein Zahlenspiel
Die Donau kann man in Wien an zehn Stellen überqueren, ohne nass zu werden. Jede Brücke hat ihre Länge, Breite, Frequenz – und eigene Geschichte.
Von Uwe Mauch

Die Überfuhrstraße drüben in Floridsdorf, am linken Donauufer, in der Schwarzlackenau: Sie erinnert an die über mehrere Jahrhunderte lang gefährliche Fluss-Überfahrt aus Nussdorf, an ein Dampfboot mit Namen „Charlotte“ und an jenes Motorboot, das noch in den 1950er-Jahren hin- und herfuhr, ehe der Betrieb eingestellt wurde.

Heutzutage verbinden zehn Brücken Transdanubien mit dem Rest von Wien: zwei Autobahn-Brücken (die Nordbrücke und die Praterbrücke), zwei Eisenbahn-Brücken (Nordbahnbrücke und Ostbahnbrücke), zwei reine U-Bahn-Brücken (U6, U2), zwei multifunktionale Brücken (Floridsdorfer Brücke und Reichsbrücke), eine Straßen-Brücke (die Brigittenauer Strombrücke) und nicht zu vergessen eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer (Nordsteg beziehungsweise neuerdings Steinitzsteg).

An jedem Tag werden diese zehn Brücken millionenfach frequentiert, stadteinwärts wie stadtauswärts, weshalb sie regelmäßig gewartet werden müssen. Denn eines ist für alle Eigentümer klar: Der Einsturz der alten Reichsbrücke am 1. August 1976 muss eine Ausnahme bleiben.

Kartografie: Wiens Donaubrücken - ein Zahlenspiel
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Kartografie: Wiens Donaubrücken - ein Zahlenspiel
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Eine erste Brücke

Zum ersten Mal ganz überbrückt wurde der damals ungezähmte, weil noch unregulierte Donaustrom rund um das Jahr 1441. Aufgrund der Nebenarme mussten alles in allem zwölf Brücken errichtet werden. Dazu ermächtigt worden war die Stadt Wien zu jener Zeit von Herzog Albrecht V.

Selbstverständlich ging es dabei auch ums liebe Geld. Errichtungs- und Instandhaltungskosten sollten zwischen Stadt und Landesfürst aufgeteilt und in erster Linie aus den Mautgebühren refundiert werden.

Wie wichtig Wiens Brücken für das Funktionieren der Stadt sind, zeigte sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, als nur die Reichsbrücke benützt werden konnte. An ihrer Namensgeschichte zeigt sich auch, wie bedeutend die Symbolik von Brückennamen ist: Als Kronprinz-Rudolf-Brücke am 21. August 1876 eröffnet, wurde der Neubau 1937 Reichsbrücke genannt und von den Besatzern 1945 in eine Brücke der Roten Armee umbenannt. Seit dem Staatsvertragsjahr 1955 heißt sie wieder Reichsbrücke.

Zu den Brücken findet man unzählige Zahlen, viele mehr und einige weniger richtig. Die Suche nach den richtigen Daten führt gleich zu vier verschiedenen Eigentümern:

# die Autobahnbrücken gehören der Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft,

# die beiden Eisenbahnbrücken den Österreichischen Bundesbahnen,

# die reinen U-Bahn-Brücken den Wiener Linien,

# und gleich vier Brücken sind im Eigentum der Stadt Wien.

Weitere Eselsbrücken

Erfreulich: Fast alle Zahlen, die für dieses spezielle Quartett benötigt werden, hatten die Eigentümer auf Anfrage parat. Und ja, man könnte dieses Kartenspiel noch ausweiten: mit jenen Brücken, die nur über die Neue Donau („Entlastungsgerinne“) oder auch über den Donaukanal oder den Wien-Fluss führen.

Die Bauwerke über die Neue Donau heißen übrigens stromabwärts aufgelistet: Wehr 1 (1978 eröffnet), Jedleseer Brücke (1983), Ponte Cagrana (2000, nicht ganzjährig benutzbar), Kaisermühlensteg (1993), Steinspornbrücke (1974), Walulisobrücke (1998) und Wehr 2 (1988).

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