Wiener seit Wochen in Dubai festgehalten
Seit über acht Wochen sitzt ein Wiener Architekt in den arabischen Emiraten fest, weil er unabsichtlich die iranische Botschaft in Abu Dhabi fotografiert hat. Nachdem er den Auslöser seiner Kamera betätigt hatte, kam ein Uniformierter mit Maschinenpistole auf ihn zu, nahm ihm seinen Reisepass und die Kamera ab. Drei Tage Untersuchungshaft waren die Folge seines berufsbedingten Interesses an Gebäuden.
Nach Bemühungen des österreichischen Außenamts darf sich der Mann mittlerweile zwar auf freien Fuß in Dubai bewegen; Verhandlungstermin gibt es aber nach über zwei Monaten noch immer keinen. Zur Erinnerung: Der österreichische Arzt Eugen Adelsmayr musste nach einer Anklage monatelang in Dubai ausharren, bevor er das Land aus humanitären Gründen verlassen durfte.
"Wir haben leider öfter mit solchen Fällen zu tun", sagt der Sprecher des österreichischen Außenministeriums, Martin Weiss. Auch wenn Schilder an sensiblen Gebäuden das Fotografieren meist untersagen, passiert es, dass Touristen diese nicht lesen können oder sie von einem Punkt aus Bilder machen, an dem die Warnungen nicht zu sehen sind.
Terrorverdacht
Der Vorwurf, dem man sich nach dem unbefugten Schießen von Fotos stellen muss, kann von einer Verwaltungsübertretung über Spionage bis zu Terrorverdacht gehen. "Manche Staaten legen das Fotografieren einer ihrer Botschaften schon als Vorbereitung einer terroristischen Handlung aus. Das würde eine lange Haftstrafe bedeuten", erklärt Weiss.
Nicht nur Botschaften sind gefährliche Fotomotive. Auch Flughäfen, militärische Einrichtungen und sogar vermeintlich unspektakuläre Infrastruktur wie Bahnhöfe oder Gerichtsgebäude sollten besser nicht abgelichtet werden. "Solche Gebäude sind typische Angriffsziele von Terroristen. Sie werden gut bewacht und Vergehen schnell geahndet", sagt Weiss.
Diese prinzipielle Verhaltensregel gilt, wie man vielleicht nicht vermuten könnte, auch in Österreich. "Man wird hier wahrscheinlich nicht so schnell inhaftiert werden, aber es kann einem auch in Wien passieren, dass Mitarbeiter einer Botschaft wegen Fotos misstrauisch werden", erklärt Weiss.
Dieses extrem sensible Verhalten vieler Behörden ist laut dem Experten auf die steigende Terrorgefahr zurückzuführen. Wo Fotos vor 20 Jahren noch kein Problem dargestellt hätten, muss heute im Sinne der Sicherheit gehandelt und jedem Verdacht nachgegangen werden.
Schwierige Hilfe
Im Fall des Wiener Architekten, der in Dubai festsitzt, gestalten sich die Hilfsmaßnahmen schwierig. Er wird von einem österreichischen Anwalt vertreten und hofft nun auf milde Strafe und die baldige Genehmigung zur Ausreise. Das Außenministerium kann derzeit aber noch nicht sagen, wann es so weit ist.
Sollte man als Tourist in eine ähnliche Situation kommen, rät Weiss zu defensivem Verhalten: "Am besten ist es, wenn man die Fotos gleich löscht, denn oft schauen die Mitarbeiter der Botschaften das aufgenommene Material durch."
So war es auch im Fall des Wiener Architekten. Weil der, wenig verwunderlich, nahezu nur Fotos von Gebäuden in seinem Speicher hatte, wurden die Behörden noch misstrauischer. In so einem Fall hilft nur noch der Anruf beim Außenamt in Wien, rät Weiss: "Sollte es so weit kommen, dass die Personalien aufgenommen werden, muss unverzüglich das Außenamt informiert werden."
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