Bürgerbeteiligungsprojekt "Wiener Klimateam": Klimaschutz von unten

Wie in Simmering und Ottakring gab es im Vorjahr auch in Margareten rege Beteiligung am Klimateam-Projekt, so wie hier bei einer Veranstaltung im Bacherpark
Ein „Gesamtkunstwerk“ sei das „Wiener Klimateam“, sagte Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) beim Startschuss zur zweiten Runde des Projekts am Montag (siehe Infobox unten). Und auch, wenn man eigene Projekte verständlicherweise lobt, gab es tatsächlich nur wenig Kritik an dem 2022 gestarteten Pilotprojekt zur Klimaschutz-Bürgerbeteiligung.
Stattdessen zwei Nominierungen für Preise - und starke Zahlen: 1.100 Ideen wurden im ersten Jahr eingereicht, diese gemeinsam mit 50 Experten der Stadt zu 109 Projektskizzen weiterentwickelt, von denen schließlich 19 von einer Bürgerjury zur Umsetzung ausgewählt wurden – vom Öko-Klo im Park bis hin zum Supergrätzel. „G’scheite Klimapolitik geht nur mit g’scheiter Bürgerinnenbeteiligung“, sagte Neos-Klimasprecher Stefan Gara, „und die erste Staffel hat gezeigt, wie viele Ideen von den Bürgerinnen kommen“.
Was die Verantwortlichen besonders freut: 70 Prozent derjenigen, die in der Co-Creation-Phase dabei waren, haben davor noch nie bei einem Beteiligungsprojekt mitgemacht. Geschafft hat man das mit einem bewusst aktiven Zugang, wie Projektleiterin Wencke Hertzsch von der MA 20 (Energieplanung) erklärt.
Multiplikatoren als Schlüssel
So sei man in den Projektbezirken nicht einfach nur im öffentlichen Raum präsent, sondern arbeite zusätzlich auch bewusst mit Multiplikatoren wie Schulen oder Pensionistenklubs. „Die sind für uns der Schlüssel diejenigen zu erreichen, die man sonst nicht in solchen Prozessen erreicht“, sagt Hertzsch.
Ideensammlung
Nachdem im vorigen Jahr Margareten, Simmering und Ottakring den Auftakt machten, werden dieses Jahr Klimaschutz-Ideen für Mariahilf, Währing und Floridsdorf gesucht. Eingereicht werden kann bis 28. Mai.
Weiterentwicklung
Wer die grundlegenden Kriterien erfüllt, kommt in die „Co-Creation-Phase“, in der Ideengeber gemeinsam mit Fachexperten des Magistrats konkrete Projektskizzen entwickeln.
Juryentscheid
Im November entscheidet in jedem Bezirk eine repräsentativ geloste Bürger-Jury, welche Projekte umgesetzt werden. Pro Kopf und Bezirk stehen 20 Euro als Umsetzungsbudget zur Verfügung.
Der zweite Schlüssel sei die Zusammenarbeit mit den Dienststellen der Stadt. So wurden die Beamten langfristig auf die kollaborative Arbeit mit den Ideengebern vorbereitet und auch in die Entwicklung des Prozessdesigns eingebunden. Mit Erfolg: „Die Resonanz war sehr positiv, es hat allen trotz hohen Zeitaufwands viel Spaß gemacht“, sagt Hertzsch.
Gemeinsames Lernen
Ebenso positiv war das Feedback auf die eigentliche Co-Creation-Phase. „Es geht ja nicht um den Wettbewerb der Ideen, sondern um gemeinsames Lernen. Was braucht meine Idee, damit sie klimawirksam ist? Und wie arbeitet eigentlich die Stadtverwaltung? Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das sehr gut funktioniert“, so Hertzsch.

Startschuss für die zweite Runde des Klimateams: Bezirksvorsteher Georg Papai (Floridsdorf) und Markus Rumelhart (Mariahilf, beide SPÖ), Projektleiterin Wencke Hertzsch, Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Währing, Grüne) und Neos-Klimasprecher Stefan Gara (v.l.)
Der Kontakt mit engagierten Bürgern war auch für Stefanie Lamp eine der positivsten Erfahrungen. Die SPÖ-Bezirksrätin hat Ottakring im Klimateam vertreten – und würde nach ihren Erfahrungen „jedem Bezirk empfehlen, mitzumachen“.
Türkise Kritik, grünes Lob
Kritik kommt von der ÖVP – besonders daran, dass die beschlossenen Projekte nicht noch einmal durch den Gemeinderat müssen. „Die Kritik geht an der Grundidee des Projekts vorbei und zeigt, dass die ÖVP ein Problem mit Bürgerbeteiligung hat“, kontert Czernohorszky. Es gehe ja eben darum, dass die Menschen selbst entscheiden, was umgesetzt wird.
Die Grünen bewerten das Projekt hingegen positiv. „Die Klimateams können dazu beitragen, die Menschen für Klimathemen zu begeistern, sie einzubinden und Bewusstsein zu schaffen“, sagt Parteichef Peter Kraus. Entscheidender sei jedoch, dass Rot-Pink „endlich an den großen Schrauben dreht, wie etwa den Autoverkehr einzudämmen und Raus aus Öl und Gas ernsthaft anzugehen“.
Alle Infos zu Projekt und Einreichungen: klimateam.wien.gv.at
Kommentare