Wiener Feuerteufel wütet weiter: „Wir fürchten uns vor Silvester“
Ein lauter Knall hallt am Freitag um 9.30 Uhr durch die Höfe des Gemeindebaus am Rennbahnweg 27. Er stammt von Böllern, die hier schon am Vormittag gezündet werden. Die Gemeindebau-Bewohner, die sich gerade ihr Frühstückssemmerl holen, zucken kurz zusammen, wundern sich aber nicht weiter: „Das ist hier an der Tagesordnung“, sagt eine Frau dem KURIER. Sie erzählt, dass es in der Nacht erneut im Keller gebrannt hat.
Es war die dritte Nacht in Folge, in der die Wiener Berufsfeuerwehr an diese Adresse ausrücken musste. Diesmal wurde um 3.30 Uhr Alarm geschlagen. Insgesamt brannte es in den vergangenen drei Nächten zwölf Mal an verschiedenen Stiegen. Jedes Mal brachen die Flammen in den Kellern aus. Laut Feuerwehr kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Brände zufällig in drei aufeinanderfolgenden Nächten ausgebrochen sind. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.
In diesem Gemeindebau soll ein Feuerteufel wüten
In diesem Gemeindebau soll ein Feuerteufel wüten
In mehreren Kellern wurden Brände gelegt
In mehreren Kellern wurden Brände gelegt
Das Landeskriminalamt ermittelt
Das Landeskriminalamt ermittelt
Teilweise entstanden hohe Sachschäden
Teilweise entstanden hohe Sachschäden
Regina und Elisabeth T. sind Bewohnerinnen des Gemeindebaus und haben Angst
Regina und Elisabeth T. sind Bewohnerinnen des Gemeindebaus und haben Angst
Unverständnis
„Wie kann das sein, dass es dreimal hintereinander brennt“, fragt Bewohner Robert Pichler. Er wohnt seit 44 Jahren in dem Gebäude. Die Zustände hätten sich in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert. „Wir haben schon Angst vor Silvester. Hier werden in den Durchgängen regelmäßig Kugelbomben gezündet, die alle Fenster wackeln lassen. Die Briefkästen und die Kellertüren werden aufgebrochen. Außerdem wird mit Drogen gehandelt. Ich verstehe nicht, warum die Polizei nichts tut“, klagt Pichler.
Eigentlich hatte die Polizei nach den ersten beiden Brandnächten den Streifendienst verstärk. Der oder die Feuerteufel ließen sich aber nicht davon abhalten, wieder zuzuschlagen. Auf KURIER-Anfrage heißt es seitens der Exekutive, dass die Bereitschaftseinheit die Beamten aus der Donaustadt unterstütze und die verstärkte Streife weiter aufrecht erhalten wird.
Ein Problem dürfte das weitverzweigte Netz aus Kellerabteilen sein. Der Gemeindebau besteht aus über 2.000 Wohneinheiten und erstreckt sich über ein riesiges Areal. Die Keller sind miteinander verbunden – dementsprechend vielfältig sind die Fluchtmöglichkeiten für den oder die Feuerteufel.
Videoüberwachung
Als der KURIER am Freitag die betroffenen Häuser besucht, sind Mitarbeiter der Stadt Wien gerade dabei, den verbrannten Hausrat aus den Kellern zu räumen. Dort gibt es eine moderne Videoüberwachung, diese dürfte laut den Mitarbeitern der Stadt aber großteils nicht funktionieren. Laut Polizei wurde „die Sicherung des Videomaterials bei der zuständigen Stelle veranlasst, eine Auswertung erfolgte noch nicht.“
Die Bewohner des Gemeindebaus mutmaßen, dass es Jugendbanden sind, die die Brände legen. Sie würden sich regelmäßig in den Kellern herumtreiben.
Bisher wurde noch niemand verletzt, die Angst ist aber groß. „Ich habe ein kleines Kind und wohne im Erdgeschoss. Wenn das Stiegenhaus verraucht ist, kann das ganz schnell gefährlich werden“, sagt ein Mann, der sich zu der Gruppe von Gemeindebau-Bewohnern stellt, die sich gerade über die Ereignisse der letzten Nächte unterhalten. Sie alle hoffen, dass die Brandserie nun ein Ende hat, kurz vor Silvester zweifeln sie aber daran.
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