Wettbetrugsprozess: Neuer Bericht birgt Sprengkraft

Wettbetrugsprozess: Neuer Bericht birgt Sprengkraft
Der am Montag gestartete Prozess in Graz bekam heute neuen Zündstoff. Die Drahtzieher hätten mit 90-100 Accounts gleichzeitig gewettet.

Der Prozess um Wettbetrug in der Fußball-Regionalliga Ost ist am Dienstag in Graz mit überraschenden, neuen Ergebnissen der Ermittler in den zweiten Verhandlungstag gegangen. Ein Kriminalbeamter legte einen druckfrischen Bericht vor, wonach die durch Betrug erzielten Wettgewinne deutlich höher sein dürften, als ursprünglich in der Anklage angenommen. Beschuldigte sollen Dutzende Accounts genutzt haben, um so die Höchstgrenzen beim Wetteinsatz zu umgehen.

Der vorgelegte Bericht des Kriminalbeamten birgt Sprengkraft, denn analysiert wurden darin vorerst nur die Zahlungsflüsse bei einem einzigen Wettanbieter. Demnach sollen allein bei einem Freundschaftsspiel manche der Angeklagten zusammen 32.000 Euro Nettogewinn (abzüglich des Wetteinsatzes, Anm.) erzielt haben. Es wurde nachweislich aber auch bei vielen anderen Wettanbietern gesetzt. Diese Zahlungsflüsse müssen allerdings erst untersucht werden, sagte der Ermittler.

Den neuen Erkenntnissen zufolge dürften die Angeklagten nicht nur mit Accounts auf ihre eigenen Namen lautend gewettet haben, sondern auch zahlreiche Fremdaccounts genutzt haben. Bei dem untergetauchten Drahtzieher und seinem Sohn seien es 90 bis 100 Accounts, rechnete der Ermittler vor.

Verteidiger wollten Verlesung verhindern

Diesen ersten Bericht über die Geldflüsse bei einem einzigen Wettanbieter brachte der Kriminalbeamte zu seiner Zeugenbefragung mit und legte ihn somit erst am Dienstag vor. Die Verteidiger zeigten sich überrascht und wollten eine Verlesung des Inhalts verhindern.

Da der Ermittler aber versicherte, dass es exakt die 19 angeklagten Spiele betrifft und auch genaue Schadenshöhen dadurch ermittelt werden können, begann Richter Erik Nauta zu Mittag mit der Verlesung des mehrere Seiten umfassenden Berichts des Ermittlers.

Mit den neuen Erkenntnissen könnte sich bestätigen, was Staatsanwalt Hansjörg Bacher in seinem Eröffnungsplädoyer am Montag angekündigt hatte: Die Zahlen in der vorliegenden Anklage dürfte nur die „Spitze des Eisbergs“ sein.

Weitere Analysen geplant

Der Kriminalbeamte sagte zu, auch die Zahlungsflüsse bei anderen Wettanbietern zu überprüfen. Das könnte allerdings Wochen oder noch länger dauern. Er sprach auch von weiteren Spielen, die möglicherweise manipuliert wurden. Die Ermittlungen seien nicht abgeschlossen.

Aufgeflogen seien die Verdächtigen übrigens durch einen Whistleblower, der wohl aus dem asiatischen Raum stammen dürfte. Dieser teilte der Polizei per Mail mit, dass sich eine „österreichisch-slowenisch-ungarische Tätergruppe“ gebildet habe, die in Europa Fußballspiele manipuliere. In weiteren Nachrichten übersendete der Informant auch Audio-Dateien vom untergetauchten Drahtzieher - Spitzname „Joschi“.

Wetteinsatz 40.000 Euro oder mehr

Aus denen geht hervor, wie er von „guten Spielern“ bei Matches spricht, mit denen offenbar manipuliert werden könne. Wetteinsätze könnten den sichergestellten Chats zufolge bei 40.000 Euro oder noch mehr gelegen sein. Die „Bezahlung“ für die manipulierenden Spieler lag teils bei mehreren Tausend Euro.

Insgesamt stehen zwölf Beschuldigte seit Montag in Graz vor Gericht. Sie sollen zusammen mit drei weiteren Beschuldigten, die teils untergetaucht und nicht zum Prozess erschienen sind, 19 Spiele zwischen März 2019 und September 2021 manipuliert und darauf gewettet haben. Betroffen sind vor allem Spieler der Regionalliga Ost, aber auch Matches der Wiener Liga und der Burgenland Liga, ein ÖFB-Cupspiel und ein Freundschaftsspiel.

Die meisten der Beschuldigten zeigten sich bisher großteils geständig, manche stritten ihre Beteiligung aber auch ab. Der Prozess wird am Mittwoch sowie kommende Woche Montag und Dienstag fortgesetzt.

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