Wer bezahlt die Rettung von 99 Schülern aus Bergnot?
Nach der dramatischen Bergung von 99 im Kleinwalsertal in Bergnot geratenen Schülerinnen und Schülern und acht Lehrpersonen aus dem Raum Ludwigshafen ist offen, wer die beträchtlichen Kosten des Rettungseinsatzes tragen wird.
Wie der Sprecher der Vorarlberger Bergrettung, Klaus Drexel, erklärte, werden derzeit die einzelnen Posten zwecks Kostenaufstellung erfasst. „Wer am Ende die Kosten verrechnet bekommt, wird sich zeigen“, sagte Drexel am Donnerstag.
Ob es für die Lehrkräfte dienstrechtliche Konsequenzen geben wird, die die Schüler im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren mit teilweise unzureichender Ausrüstung und ohne fundierte Routenplanung von Schöntal in Hirschegg auf das auf 1.990 Meter gelegene Walmendinger Horn dirigiert hatten, will die zuständige Schulaufsichtsbehörde nach der Rückkehr der Schulklassen klären.
Kinder gerieten in Panik
„Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh, dazu etwas zu sagen. Die Schüler und Lehrer sind noch im Kleinwalsertal“, erklärte Eveline Dziendziol von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Nach der Rückkehr werde man mit den Lehrkräften sprechen, die an der Organisation der Wanderung beteiligt waren, meinte Dziendziol im Gespräch mit der APA: „Ich gehe davon aus, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen vorgegangen sind.“
Die nicht beschilderte Tour, auf die die Lehrer im Internet gestoßen waren, hatte über den schmalen Heuberggrat geführt, der aufgrund der vorhergehenden Regenfälle nass und glitschig war. Als sich eine Teilgruppe der alpin unerfahrenen Deutschen zur Umkehr entschied, rutschten zwei Schüler ab und zogen sich leichte Verletzungen zu. Daraufhin gerieten einzelne Kinder in Panik. Ein Notruf wurde abgesetzt, 70 Personen wurden in weiterer Folge mit zwei Hubschraubern mittels Taubergung und Evakuierungssets geborgen. Die anderen stiegen von der Bergrettung begleitet ab.
"Aufregung war groß"
Die durchnässten und unterkühlten Kinder wurden von einem Kriseninterventionsteam (KIT) betreut. „Natürlich war die Aufregung groß. Inzwischen ist die Stimmung ganz gut. Dank der psychologischen Betreuung und nachdem alle eine Nacht drüber geschlafen haben, sind die meisten ganz aufgeräumt“, berichtete Dziendziol.
Nach Beratung unter anderem mit Psychologen und dem Kontakt mit den Eltern sei beschlossen worden, die Klassenfahrt nicht abzubrechen, sondern fortzusetzen. Auf die Frage, was die Schüler am Donnerstag unternommen hätten, erwiderte die Vertreterin der Schulaufsichtsbehörde: „Ich gehe davon aus, dass sie im Tal geblieben sind.“ Das Kleinwalsertal biete auch in weniger luftigen Höhen interessante niederschwellige Angebote.
Die Schülerinnen und Schüler werden - wie ursprünglich geplant - am morgigen Freitag mit Bussen nach Deutschland zurückkehren. In der kommenden Woche sollen die dramatischen Ereignisse an der Schule weiter aufgearbeitet werden, auch mit erneuten Gesprächsangeboten von Psychologen sowohl für Schüler als auch Lehrer.
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