Günther Platter hatte am Freitag seinen letzten großen Auftritt im Landtag. Hermann Schützenhöfer steht der in etwas mehr als einer Woche noch bevor.
Allerdings sind die Vorzeichen für die beiden langjährigen ÖVP-Länderchefs verschieden: In Tirol löste sich der Landtag am Freitag auf, am 25. September finden Neuwahlen statt. Platter bleibt bis dahin amtierender Landeshauptmann, doch den Wahlkampf bestreiten wird bereits Anton Mattle.
In der Steiermark kommt es dagegen nur zur Neuwahl des Landeshauptmannes und eines neuen Regierungsmitglieds, weil mit Schützenhöfers Rückzug ein Platz auf der ÖVP-Seite der Regierungsbank frei wird.
In Tirol ist der bisherige Wirtschaftslandesrat Mattle Platters Wunschkandidat als Landeshauptmann so wie in der Steiermark Personal- und Kulturlandesrat Christopher Drexler jener von Hermann Schützenhöfer. Allerdings hat der 59-Jährige Mattle verglichen mit dem 51-jährigen Drexler einen Sprint vor sich: Er hat nur drei Monate Zeit, um sich populär und in weiteren Kreisen bekannt zu machen – und obendrein nicht einmal den Landeshauptmannbonus dafür.
Drexler dagegen wechselt in der Mitte der steirischen Legislaturperiode auf den Chefsessel. Im Bundesland muss erst im Herbst 2024 gewählt werden. Das sind also gute zwei Jahre Vorbereitungszeit für den Juristen und langjährigen Landespolitiker, einen Bonus als Landeschef aufzubauen. Oder wie sich sein Mentor Hermann Schützenhöfer ausdrückte: An seinen Beliebtheitswerten zu arbeiten.
Im Gegensatz zur Tirol gibt es in der Steiermark also einen fliegenden Wechsel, der 70-jährige Schützenhöfer ist nur noch bis 4. Juli im Amt, an dem Tag wird Drexler im Landtag zum Landeschef gewählt. Die Stimmen des Koalitionspartners SPÖ sind ihm sicher; die Oppositionsparteien schweigen noch, ob sie Drexler mitwählen. Zum neuen Landesrat gekürt wird auch Werner Amon, zuletzt einer der drei Volksanwälte.
Die Stimmung in der Steiermark wird jedenfalls gemächlicher sein als in Tirol, wo die Parteien ab sofort in den Wahlkampfmodus wechseln (müssen). Mit einem kurzen Wahlkampf begründete auch Platter offiziell den Weg in die Neuwahlen: Er habe dem Land einen „neunmonatigen Dauerwahlkampf“ ersparen wollen, versicherte er am Freitag bei der Abschiedsrede im Landhaus.
Unverbindlich
Über seinen designierten Nachfolger auch als Landesparteiobmann – der ÖVP-Landesparteitag findet am 9. Juli statt – befand Platter, Mattle sei „ein Mensch, der eint und nicht trennt. Tirol braucht einen Menschen wie ihn.“ Der 59-Jährige selbst gibt sich politisch in alle Richtungen unverbindlich, wenn es um die Frage eines Koalitionspartners geht. Zuletzt regierten die Schwarzen mit den Grünen. „Ich kann prinzipiell mit allen“, versichert Mattle. 2018 zogen auch SPÖ, FPÖ, Neos und Liste Fritz in das Landesparlament ein; bis auf die Liste Fritz stimmten alle Fraktionen für die Auflösung des Landtages.
Allerdings hinterlässt Platter seinem Nachfolger Mattle eine ziemlich hohe Hürde: 2018 erreichte die ÖVP rund 44 Prozent der Stimmen und gegenüber 2013 ein sattes Plus. Allerdings hadert die ÖVP in Tirol mit schlechten Ergebnissen bei Umfragen, entsprechend vage bleibt Mattle auf Fragen nach seinem Wahlziel in Prozent: „Ich traue mich derzeit nicht, eine Zahl zu sagen.“
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