Wasserstoffbahn: Tiroler Landesrechnungshof soll Projekt prüfen

Wasserstoffbahn: Tiroler Landesrechnungshof soll Projekt prüfen
Parallel dazu schaut sich die Technische Universität Wien alle möglichen Antriebsvarianten an.

Das Projekt "Wasserstoffbahn" im Tiroler Zillertal wird nun zur Prüfung beim Landesrechnungshof landen. Wie der Aufsichtsrat der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG am Freitag mitteilte, wurde um eine freiwillige Untersuchung angesucht. Parallel dazu schaut sich die Technische Universität (TU) Wien alle möglichen Antriebsvarianten an.

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Der Landesrechnungshof solle nun untersuchen, "ob die Kalkulationsgrundlagen des Projektes plausibel sind und ob die Mittel, die bisher ausgegeben wurden, ordnungsgemäß verwendet wurden", hieß es in der Aussendung. "Wir sind unseren Aktionären zu voller Transparenz verpflichtet und setzen deswegen laufend auf die Prüfung aller Aktivitäten durch unabhängige Experten", begründete Aufsichtsratsvorsitzender Abg. Franz Hörl (ÖVP) das Ansuchen. "Für uns als Aufsichtsrat hat der sorgfältige Umgang mit öffentlichen Mitteln oberste Priorität", sagte sein Stellvertreter, LAbg. Dominik Mainusch (ÖVP).

Überprüfung des Jahresabschlusses

Auch der Jahresabschluss sei in den vergangenen Jahren durch externe Wirtschaftsprüfer bestätigt worden - darin enthalten ist auch das mittelfristige Investitionsprogramm. Die Überprüfung der Abrechnung zu diesem erfolge wie bei anderen Privatbahnen jährlich durch die SCHIG mbH im Auftrag des Verkehrsministeriums. Die Ergebnisse der laufenden Prüfung sollen Anfang 2024 vorliegen.

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Wie die "Tiroler Tageszeitung" am Freitag berichtete, führt die Technische Universität Wien im Auftrag des Landes parallel dazu bis Jahresende eine Variantenprüfung durch. Im Fokus liegt die technische, wirtschaftliche und zeitliche Machbarkeit. Untersucht werden die Varianten Wasserstoffantrieb, Elektrifizierung, sowie ein Akku- oder Hybridantrieb.

Liste Fritz sah Vorteile der mit Diesel betriebenen Bahn

Die Liste Fritz sah indes in der Umrüstung der derzeit mit Diesel betriebenen Zillertalbahn auf eine Normalspur mit Oberleitung Vorteile: "Für den Personenverkehr, den Güterverkehr und vor allem für den Tourismus", meinte Klubobmann Markus Sint. Die Partei will daher im Oktober-Landtag einen Dringlichkeitsantrag zur Prüfung dieser Variante einbringen, man sehe dies aber "vollkommen ergebnisoffen", betonte er.

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Die Opposition hatte zuvor massiv auf eine erneute Prüfung des Vorhabens gedrängt. FPÖ-Chef Markus Abwerzger wollte ohne eine solche "keine weiteren Weichen bei der Bahn gestellt" sehen, ein "finanzielles Milliardengrab" müsse verhindert werden. Die Grünen sowie die NEOS verlangten eine technologieoffene Neuausschreibung.

Kosten führten zu Kritik

Die Dekarbonisierung der Zillertalbahn beschäftigt und erhitzt seit Monaten die politischen Gemüter innerhalb und außerhalb des touristisch wichtigen Zillertals. Die Verantwortlichen wollten einen Wasserstoffantrieb durchsetzen, was allerdings aufgrund der möglichen Mehrkosten von bis zu 180 Mio. Euro, gerechnet auf 30 Jahre gegenüber der Elektrifizierung zu Kritik geführt hatte.

Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) und sein Stellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) sprachen sich daher für eine erneute Prüfung durch unabhängige Stellen aus, Mattle forderte zudem eine Rechnungshofprüfung. Die Landesregierung hatte sich aber grundsätzlich zur Wasserstoffbahn bekannt, Mattle wollte die Mehrkosten bewusst in Kauf nehmen und sprach von einer "bewussten Entscheidung für Innovation und Fortschritt".

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