Sommer-Phänomen 2023: Schlangen in der Stadt
Es gibt offenbar ein neues Sommerthema: die Schlange. Auf Radwegen und im Gebüsch lassen sie sich derzeit blicken. Ein Phänomen, das zu Gesprächen anregt. Vor allem, wenn es mitten in der Stadt vorkommt.
"Derzeit mehren sich die Schlangensichtungen", bestätigt Kim-Roberta Baumann vom Wildtierservice Wien (MA 49). Mehr als im vergangenen Jahr seien es aber nicht. Denn: Es müsse nur die Temperatur stimmen, dann sind die Schlangen da. Und zwar nicht nur heuer. Sie sind wechselwarme Tiere. Sprich, ihre Körpertemperatur richtet sich nach der Außentemperatur. "Bei warmen Temperaturen sind sie besonders aktiv", sagt Baumann.
Kalte Nächte locken auf den Asphalt
Dazu kommt, dass die Nächte derzeit noch relativ kühl sind. "Um der Kälte zu entgehen, legen sich die Schlangen auf den Asphalt, der die Wärme sehr gut speichert. Dort werden sie dann auch von den Menschen gesichtet." Besonders oft passiere das in der Nähe von Gewässern, etwa in der Nähe der Donau oder auf der Donauinsel. Nicht aber zwingend direkt am Ufer, sagt Baumann.
Es gibt aber auch gute Nachrichten: In Wien gibt es ausschließlich ungiftige Schlangen - die Ringelnatter, Schlingnatter, Würfelnatter und die Äskulapnatter.
Würfelnatter
Äskulapnatter
Aufregender wird es da schon in Niederösterreich. Zu den genannten Arten gesellt sich hier die giftige Kreuzotter. Im Rax- und Schneeberggebiet kommt es zwar selten, aber doch zu Bissen. Vor allem bei Kindern ist das Gift der Kreuzotter nicht ungefährlich.
Und auch hier mehren sich die Sichtungen: Erst vor kurzem musste in Ybbsitz ein ungebetener Gast aus einem Badezimmer entfernt werden. In St. Pölten wiederum hatten Anrainer die Feuerwehr alarmiert, weil eine Schlange durch einen Garten kroch. Als die Florianis am Ort des Geschehens eintrafen, war die Schlange gerade dabei, einen Frosch zu verspeisen.
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Und ließ sich von den Einsatzkräften auch nicht davon abbringen
Als die Feuerwehr in St. Pölten eintraf, war die Schlange gerade dabei, einen Frosch zu verspeisen.
Abseits der heimischen Schlangen werden aber immer wieder auch echte Exoten gefunden. Erst vergangenes Wochenende fanden Wiener Polizisten eine Königspython auf einem Parkplatz in Hernals. Das unterkühlte Tier wurde anschließend an den Fundservice für Haustiere übergeben.
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Und die Bilanz zeigt, dass es sich auch dabei um keinen Einzellfall handelt. Wurden 2020 in Wien nur drei exotische Schlangen gefunden, waren es 2021 schon sieben und im vergangenen Jahr fünf. Die am häufigsten aufgegriffene Schlange ist aber - nicht etwa bei dem Fall am Wochenende - die Python, sondern die Kornnatter. Eine ungiftige Schlange aus Nordamerika, berichtet das Veterinäramt (MA 60).
Grund für den Fund sei meistens das Entfleuchen der Tiere. Viele würden als vermisst gemeldet und anschließend wieder abgeholt werden, berichtet die MA 60.
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Ein besonderer Trick
Andere wiederum werden von ihren Besitzen ausgesetzt: „Viele werden abgegeben oder ausgesetzt, weil sich die Besitzer die Haltung nicht mehr leisten können“, heißt es dazu aus dem Tierschutzhaus Vösendorf (Bezirk Mödling). Zehn exotische Reptilien seien derzeit dort untergebracht. Darunter eine zweieinhalb Meter lange Python.
Aber zurück zu den heimischen Tieren: Um zu erkennen, ob ein Tier giftig ist oder nicht, gibt es laut "Tierschutz Austria" einen ganz besonderen Kniff. Man muss den Tieren in die Augen schauen. Denn, ungiftige Schlangen haben runde Pupillen, giftige dagegen schlitzförmige.
Auf Abstand bleiben
Da das aber recht viel Nähe erfordert, sollte man sich - egal ob bei Exoten oder heimischen Tieren - an die generellen Sicherheitsregeln halten. Nämlich Abstand halten und keinesfalls anfassen. Das Tier unter Beobachtung halten und gegebenenfalls den Wildtierservice (01 4000-49090) oder den Tiernotruf (016992480) kontaktieren.
Weiters kann man in genügend Entfernung stark auf den Boden aufstampfen, sagt Kim-Roberta Baumann vom Wildtierservice. "Dadurch kann man sie am ehesten verscheuchen. Schlangen sind sehr sensible Tiere."
Warme Nächte bringen Ruhe
Und wenn die Temperaturen weiter steigen, werden auch die Schlangensichtungen wieder abnehmen. "Dann ist es für die Tiere auch im Grünen warm genug", sat Baumann. Und die Radwege gehören dann wieder den Radfahrern.
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