Warum das Charlie P’s zusperren musste - und weitere Lokale folgen werden

Das Charlie P´s auf der Währinger Straße
Das bekannte Pub hat Konkurs angemeldet – und reiht sich damit in eine Serie an Gastro-Pleiten in Wien ein.

Ein Betriebsurlaub sollte es werden, in den ersten Juli-Wochen. Ein bisschen Zeit, um die Sonne zu genießen, um ein Bier (oder zwei) zu trinken, um die Batterien wieder aufzuladen.

Das gab Brian Patton, Chef des Charlie P’s in der Währinger Straße Anfang Juni auf der Facebook-Seite des bekannten Pubs bekannt. Seit Freitag steht fest: Das Pub wird nicht wieder aufsperren. Es ist insolvent.

Genauso wie Pattons zweites Lokal, das Pub The Brickmakers in der Zieglergasse in Wien-Neubau. Die Verbindlichkeiten sollen sich in jedem der beiden Lokale auf etwa 800.000 Euro belaufen. Am Donnerstag wurden am Handelsgericht die Insolvenzverfahren eröffnet.

Die Pleiten der beiden bekannten Wiener Lokale ließen am Freitag ein Raunen durch die Stadt gehen. Das Charlie P’s galt als Institution. Lange war es eines der wenigen „echten“ Pubs in Wien. Als Patton 2015 das The Brickmakers eröffnete, überschlugen sich die Kritiker in Lobeshymnen. Patton wurde sogar zum „Gastronom des Jahres“ auserkoren.

Wie also kann es sein, das zwei Lokale wie diese in Konkurs gehen?

Fest steht: Sie reihen sich in eine Serie an Insolvenzen von Lokalen ein.

Kein Einzelfall

Denn erst am Mittwoch dieser Woche wurde bekannt, dass das Luxus-Lokal Lav am Graben 30 nun verkauft wird – um 490.000 Euro. Davor machte es Schlagzeilen, weil es mit Schulden in der Höhe von einer Million Euro in die Insolvenz geschlittert war. Die Umsätze seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hieß es. Außerdem habe man mit hohen Personalkosten zu kämpfen gehabt.

Ende Juni 2017 ging das Café Ansari in der Praterstraße in der Leopoldstadt in Konkurs. Es habe sich vom Umbau nie erholt, hieß es damals.

Im Jahr davor musste das Szene-Lokal Aumann im 18. Bezirk Konkurs anmelden. Mittlerweile ist es unter einem neuen Betreiber wieder geöffnet. Grund für den Konkurs vor drei Jahren seien auch dort die Kosten für den Umbau gewesen – und das heiße Sommerwetter.

Warum das Charlie P’s zusperren musste - und weitere Lokale folgen werden

Das Café Aumann

Abgesehen von individuellen Problemen macht Nikolaus Franke, Innovationsforscher an der WU Wien, aber auch andere Gründe geltend: „In die Gastro drängen viele hinein, dann wird der Platz eng und es wird aussortiert.“ Dazu kommt, dass die Gäste Abwechslung suchen würden – und deshalb nicht immer in die gleichen Lokale gehen würden.

„Etablierte“, sagt Franke, könnten noch dazu in die Falle tappen, „Gefangene ihrer eigenen Reputation“ zu sein. Das heißt, nicht viel ändern zu wollen, weil lange alles gut gelaufen sei. Aber manchmal würden sich Konzepte eben auch überholen.

Letzteres könnte auch bei Charlie P’s der Fall sein. Hörte man doch immer wieder, dass die Qualität der Speisen zuletzt stark abgenommen habe. Chef Brian Patton war für den KURIER nicht erreichbar. Zu einem der beiden Masseverwalter, Arno Maschke, soll Patton gesagt haben, dass Juli und August immer schwierig für das Lokal gewesen sein soll. Das Charlie P’s war schließlich auch ein bei Studenten beliebtes Pub.

Klimakrise ist schuld

Vor allem in den vergangenen Jahren soll aber auch der heiße Mai und Juni zum Problem geworden sein. Die Gäste seien lieber woanders im Schanigarten gesessen. Der Versuch, mit Projekten wie dem „It’s All About the Meat Baby“ am Donaukanal versuchte Patton, über den Sommer zu kommen. Das dürfte gescheitert sein. Mit 30. Juni wurden laut Masseverwalter alle Mitarbeiter von Charlie P’s abgemeldet.

Dass auch das „Brickmakers“ nach seinem Betriebsurlaub zu bleibt, ist laut Masseverwalter Michael Ludwig Lang eine „voreilige Information“. Dort seien noch 13 Mitarbeiter angemeldet.

Am Charlie P’s gebe es jedenfalls schon reges Interesse.

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