Warnstreik: Zugreisende in Salzburg beklagten fehlende Information

Warnstreik: Zugreisende in Salzburg beklagten fehlende Information
Unmut über Verspätungen, aber auch Verständnis für Streik.

Der Eurocity 114 nach Dortmund mit der Abfahrt um 12.00 Uhr war am Montag der letzte Zug, der den Salzburger Hauptbahnhof vor dem Warnstreik verließ. "Uns lassen sie noch durch", hatte der Lokführer kurz zuvor noch gesagt. Dann stand alles still, die Fahrdienstleitung sperrte die Strecken. Und das sorgte in den Mittagsstunden breit für Unmut und Unverständnis unter den Reisenden - aber nicht nur.

Beklagt wurde bei einem APA-Lokalaugenschein allerdings weniger das Motiv für die Arbeitsniederlegung, sondern die fehlende, zu spärliche oder verspätete Information über den Streik. "Ich habe zwei Minuten vor zwölf erfahren, dass mein Zug verspätet ist. Ich verpasse meinen Anschlusszug", ärgerte sich eine Pensionistin.

Großflächig wurde auf den Bildschirmen am Bahnhof erst gegen 11.45 Uhr auf Verzögerungen hingewiesen, entsprechende Durchsagen folgten noch knapper. Gegen Mittag begannen vida-Gewerkschafter damit, Informationsblätter an die Bahnkunden auszuteilen. Der österreichische Infektiologe Wolfgang Graninger, der kurz vor 12.00 Uhr am Hauptbahnhof aus einem Railjet gestiegen ist, berichtete, dass es weder bei der Abfahrt noch im Zug Infos über den drohenden Streik gegeben habe - "auch auf Befragen des Schaffners nicht".

Ein Universitätsmitarbeiter am Weg nach Innsbruck zeigte sich mit den ÖBB-Mitarbeitern solidarisch. "Natürlich sind Verspätung lästig. Aber wenn ich selbst für besseren Lohn oder bessere Arbeitsbedingungen streike, will ich auch, dass die Menschen dafür Verständnis haben." Sie sei gespalten, sagte hingegen eine Schweizerin am Weg nach Zürich. "Ich kenne aber den Hintergrund für den Streik nicht." Die um zwei Stunden verlängerte Reise sei unangenehm, aber kein Drama. "Das Schlimmste ist die Unsicherheit, ob der Zug nicht vielleicht doch etwas früher weiterfährt."

Andere Fahrgäste zeigten sich am Montag weniger überrascht. "Wir haben gewusst, dass es heute Verzögerungen geben kann. Wir sind trotzdem eingestiegen, weil wir gehofft haben, dass die internationalen Züge doch fahren", berichtet eine Salzburgerin. Richtiges Verständnis für den Streik habe sie aber nicht. "Andere Berufe können die Arbeit auch nicht einfach niederlegen. Aber wir fahren viel Zug und haben schon einiges erlebt. Also stresst uns das nicht besonders."

Für Reisende am Weg nach München hielten sich die Belastungen in Grenzen: Die Bayerische Oberlandbahn hat für ihre Meridian-Züge kurzfristig Busse als Schienenersatzverkehr organisiert, die die Passagiere über die Grenze ins nahe Freilassing brachten. Die meisten von der APA befragten ÖBB-Mitarbeiter wollten sich am Montag übrigens nicht zum Streik äußern und verwiesen auf die Gewerkschaft. "Man muss für seine Rechte kämpfen", meinte schließlich doch ein Lokführer. Er arbeite zwar gern bei den Bundesbahnen, "die Arbeitnehmer kommen aber derzeit irgendwie immer stärker unter Druck. Da finde ich das schon angebracht".

Wie der Salzburger vida-Landesvorsitzende Rudolf Schuchter zur APA sagte, hätten sich alle der rund 5.000 ÖBB-Mitarbeiter im Bundesland am Warnschuss beteiligt - auch in den Werkstätten oder in den ÖBB-Kraftwerken. "Es ist in acht Verhandlungsrunden immer das gleiche Angebot gekommen, auch nach der Einführung des 12-Stunden-Tages während der Sommerpause." Er wolle nicht über Prozente oder Summen reden, aber "seriös wäre alles, was in Richtung der Metaller gehen würde", so Schuchter.

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