Volkskundemuseum bekommt eine Discokugel für die Ewigkeit

Baustelle des Volkskundemuseums.
Das Volkskundemuseum erhält im Zuge der Sanierung auch eine Zeitkapsel eingebaut. Eine Baustellenführung.

„Ich liebe ja Baustellen“, sagt Matthias Beitl, Direktor des Wiener Volkskundemuseums. Das trifft sich gut, denn das Museum im Gartenpalais Schönborn in der Josefstädter Laudongasse ist seit Beginn der Großsanierung Anfang des Jahres genau das. 

Die Ziegel sind an den meisten Stellen freigelegt, Mauerdurchbrüche schaffen neue Einblicke, aus der Decke blitzt Stroh, und über den Stufen der barocken Prunkstiege liegen Spanplatten.

Zeitkapsel mit Disco-Kugel

Am Donnerstag wurde zur feierlichen Einmauerung einer Zeitkapsel geladen. Diese enthält unter anderem eine Mini-Discokugel, eine Regenbogenfahne, Sojabohnensamen und eine Speicherkarte mit Fotos vor und während der Sanierung. 

„Alles hat Symbolkraft“, sagt Beitl. Die Regenbogenfahne stehe für die Solidarität, die Sojabohnen für Nachhaltigkeit und die Discokugel einerseits für gute Stimmung – und ein Licht in der Dunkelheit.

Gegenstände, die in eine Zeitkapsel gegeben wurden.

Discokugel, Regenbogenfahne und andere zeitgenössische Gegenstände. 

Das Zuhause des Volkskundemuseums, das zwischenzeitlich in den Pavillon 1 am Otto-Wagner-Areal umgezogen ist, wird nun auf den modernsten Standard gebracht, sagte der Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft, Gerald Beck, bei dem Pressetermin. Außerdem werde das ganze Haus barrierefrei.

Barrieren verschwinden

Dafür sorgen unter anderem mehrere Aufzüge sowie ein neuer, barrierefreier Seitenausgang in die Lange Gasse. Im Zuge der Neugestaltung durch das Büro Silberpfeil Architekten werden zudem Gastrobereich und Foyers erweitert, lange Sichtachsen durchs ganze Museum geschaffen und Büros ins Erdgeschoß verlegt. So stehen im Obergeschoß mehr Räume für Ausstellungsflächen zur Verfügung.

Eine Statue auf der Baustelle des Volkskundemuseums.

Eine Statue auf der Baustelle des Volkskundemuseums. 

„Voll im Zeitplan“

Dass das Palais großteils unter Denkmalschutz steht – Zubauten aus dem späteren 19. Jahrhundert ausgenommen – macht die Bauarbeiten nicht einfacher. Insgesamt gehen die Arbeiten aber gut voran, wie beim anschließenden Baustellenrundgang versichert wird. 

„Die gröbsten Rohbauarbeiten“ seien bereits abgeschlossen und man liege „voll im Zeit- und Kostenplan“, so Beck bei dem Medientermin gegenüber der APA. Ein pünktlicher Abschluss der Bauarbeiten im Juni 2026 ist sehr wichtig, schließlich ist dies eine Bedingung für die EU-Förderung aus dem EU-Aufbau- und Resilienzfonds – gesamt 25 Millionen Euro. Weitere 2,5 Millionen Euro kommen vom Bund.

Eine versteckte Nische im Volkskundemuseum.

Bei der Sanierung des Volkskundemuseums kommen Überraschungen zum Vorschein. 

Pikante Entdeckungen

Natürlich bleiben bei einer solchen Großbaustelle auch Überraschungen nicht aus. „Die gibt es jedes Mal, wenn wir den Boden aufgraben“, sagt Oliver Schreiber vom Kulturministerium mit einer gewissen Portion Galgenhumor.

Eine der freudigen war zweifellos die Entdeckung barocker Wandmalereien in einer freigelegten ehemaligen Waschnische im Obergeschoß. „Ein pikanter Fund“, sagt Schreiber. 

Denn der angrenzende Raum diente einst der „Erlustigung“ des hier wohnhaften Bischofs – und in der Nische konnte er sich anschließend reinigen. Hier wird also nicht nur Mauerwerk freigelegt, sondern auch das eine oder andere Geheimnis.

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