Denn VP-Stadtparteiobmann Christoph Appler verhandelt derzeit mit der Innsbrucker Schwesterpartei Für Innsbruck über eine Einigung der bürgerlichen Kräfte. Geht es nach der Volkspartei, endet das in einer Wiedervereinigung. Ein gemeinsamer Spitzenkandidat soll bei den Wahlen im Frühjahr 2024 versuchen, Georg Willi (Grüne) das Bürgermeisteramt wieder abzujagen.
Bei diesen Gesprächen ist Anzengruber bisher jedoch vollkommen außen vor, wie er bestätigt: "Mit mir wurde bisher kein einziges Mal verhandelt." Bei den Antreibern der Wiedervereinigung ist der Vize-Bürgermeister nicht wohl gelitten. Sie forcieren ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky, den ehemaligen Büroleiter von Alt-Landeshauptmann Günther Platter.
Um Beruhigung bemüht
"Die Gespräche mit dem bürgerlichen Lager laufen weiter. Aber zuerst geht es um Inhalte, dann um Personal", sagt ÖVP-Landesgeschäftsführer Sebastian Kolland zu dem Machtkampf. Er hatte Anzengruber für den offenen Brief öffentlich gescholten und bleibt dabei: "So ein Vorgehen, aus einem vertraulichen Gespräch mit dem Landeshauptmann zu zitieren, das geht nicht."
Wie der Disput um die Führungsfrage in der Innsbrucker Stadtpartei gelöst werden soll, will er nicht weiter kommentieren. Man ist um Beruhigung bemüht. Wie ÖVP-Stadtparteiobmann Appler zu der Causa steht, bleibt ein Geheimnis. Der ist mitten in der Krise seit nunmehr einer Woche auf Tauchstation.
Er und Anzengruber haben sich vor drei Jahren schon einmal einen Machtkampf um die Nachfolge von Franz Xaver Gruber als Vize-Bürgermeister geliefert, den Anzengruber für sich entschieden hat. Freunde sind die beiden keine. Fragen dazu, wer die Volkspartei in die Wahlen führen soll, hatten sie in der Vergangenheit immer weggelächelt.
Mitgliederbefragung gefordert
Anzengruber will diese Frage nun aber in einer für die ÖVP höchst ungewöhnlichen Art entschieden wissen. "Man muss die Basis mitnehmen", sagt er. "Bei einer Feuerwehr wählen auch alle Mitglieder ihren Kommandanten." Also eine Mitgliederbefragung? "Ja."
Statutarisch ist so eine Befragung aber gar nicht vorgesehen, heißt es von der ÖVP. "Es steht nirgendwo, dass das nicht geht", sagt der Vize-Bürgermeister.
"Es braucht einen fairen, sauberen und transparenten Wettkampf. Es ist zu wenig, wenn zehn bis 20 Funktionäre bestimmen, wer der Spitzenkandidat wird", so der ehemalige Ringer, der sich kampfbereit zeigt.
In Innsbruck wird an der Gerüchtebörse indes längst darüber spekuliert, ob Anzengruber eine eigene Liste gründet, falls er übergangen wird, und wer auf dieser kandidieren könnte. "Das ist derzeit überhaupt kein Thema", sagt er dazu. "Es gibt einen Stadtparteitag im Herbst. Dort werde ich kandidieren", hält er fest.
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