Vier Schweizer wurden in Tirol von Riesenlawine in den Tod gerissen

Die Lawine am Jochgrubenkopf im Schmirntal hat riesige Ausmaße
Ein 700 Meter breites Schneebrett riss die Tourengeher im Schmirntal bei der Abfahrt mit in die Tiefe

Es sind gigantische Schneemassen, die sich am Mittwoch gegen 12.30 Uhr unterhalb des Jochgrubenkopfs (2.453 Meter) im Tiroler Schmirntal gelöst haben. Und es grenzt an ein Wunder, dass diesen Lawinenunfall überhaupt jemand überlebt hat. Vier Mitglieder einer achtköpfigen Skitouren-Gruppe aus der Schweiz hatten dieses Glück. Für ihre Kameraden kam jedoch jede Hilfe zu spät. Die Lawine war rund 700 Meter breit, die Abrisskante etwa zwei Meter hoch. Das sind Tonnen von Schnee.

„Es haben sich zuerst Augenzeugen bei uns gemeldet, die gesehen haben, dass die Gruppe gerade bei der Abfahrt war, als sich die Lawine gelöst hat“, erzählt Georg Pacher von der Leitstelle Tirol. Kurz darauf habe einer der Überlebenden, die sich am Lawinenkegel in Sicherheit bringen konnten, ein Signal abgegeben. Es war der Beginn eines dramatischen Großeinsatzes, bei dem vier Rettungshubschrauber im Einsatz waren.

„Der Pilot vom Alpin 5 hat uns mitgeteilt, dass es sich um eine riesige Lawine handelt und sehr viele Helfer notwendig sein werden“, berichtet Pacher von den ersten Eindrücken der Einsatzkräfte. Bergretter mehrerer Ortsstellen rückten in das Gebiet im Bezirk Innsbruck-Land aus. Ein fünfter Hubschrauber brachte Lawinenhunde an die Unglücksstelle. Gegen 15 Uhr konnten drei von vier Lawinenopfern – Männer aus der Schweiz im Alter zwischen 52 und 75 Jahren – nur noch tot geborgen werden. Sie waren unter bis zu sechs Metern Schnee begraben. Ein weiterer Verschütteter wurde erst Stunden nach dem Lawinenabgang geortet.

„Die Bergung gestaltet sich extrem schwierig, weil die Person in großer Tiefe unter dem Schnee liegt“, berichtete eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Tirol. Seine Überlebenschancen standen angesichts der langen Dauer unter den Schneemassen schlecht. Letztlich konnten die Helfer nur noch die Leiche des Mannes an die Oberfläche bringen. Er soll in elf Metern Tiefe gelegen haben.

„Riskantes Tourenziel“

In Tirol herrschte am Mittwoch oberhalb von etwa 2200 Metern Lawinenwarnstufe 2 auf der insgesamt fünfteiligen Skala, darunter wurde die Gefahr von den Experten als „gering“, also mit Stufe 1, eingeschätzt. Mögliche Gefahrenstellen seien vor allem in sehr steilen, bisher wenig befahrenen Schattenhängen oberhalb von 2200 Metern zu finden. Und um so einen Hang handelte es sich. Das Gelände ist bis zu 40 Grad steil und liegt nordseitig. Durch die geringe Sonneneinstrahlung können sich die Schneemassen nur schwer setzen. „Das war ein sehr riskant gewähltes Tourenziel bei diesen Verhältnissen“, sagt Rudi Mair vom Lawinenwarndienst Tirol.

Speziell in dieser Region würden die zuletzt auf eine schlechte Altschneedecke gefallenen großen Neuschneemengen eine Gefahr darstellen. „Das ist wie eine gespannte Falle“, sagt Mair.
Und bei diesem Tourenziel hat diese in der Vergangenheit immer wieder zugeschnappt. „Wenn dieser Hang abgeht, dann geht der ganze Kessel“, sagt der Lawinenexperte. 2005 sei hier eine Frau unter sechs Metern Schnee verschüttet worden. Im Vorjahr löste eine französische Gruppe eine riesige Lawine am Jochgrubenkopf aus. Sie hatte großes Glück: Es gab keine Toten.

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