Viel zu tun im Gartensommer: Die Tipps des Experten
Wer zu den Glücklichen gehört, die einen Garten ihr Eigen nennen, weiß: So schön das eigene grüne Paradies ist, so viel Herzblut und Arbeit steckt auch drinnen. Und zwar ganzjährig.
Gärtnermeister Andreas Zeinzinger von den Blumengärten Hirschstetten erklärt im Gespräch mit dem KURIER, welche Arbeiten jetzt anfallen und worauf Hobbygärtner in den nächsten Wochen achten sollen:
Was kann jetzt noch gepflanzt werden? Salate gehen eigentlich das ganze Jahr über. Nachdem sie ja schon in wenigen Wochen erntefertig sind, sollte man die Jungpflanzen ohnehin in Chargen aussetzen, damit man immer frischen Salat hat. Zum Aussäen bieten sich jetzt besonders wärmeliebende Kräuter an, wie Petersilie, Majoran und Bohnenkraut.
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Für Blühpflanzen ist es jetzt zwar schon recht spät – man kann aber fürs kommende Frühjahr Zwiebeln der Frühblüher, wie etwa Narzissen, ausgraben, teilen und am gewünschten Ort, wo sie im kommenden Frühjahr blühen sollen, einsetzen.
Welche Erhaltungsarbeiten fallen in diesen Wochen an? Ganz wichtig ist es jetzt, die Paradeiser auszugeizen, d. h. die Seitentriebe wegzubrechen, damit die Kraft in die Früchte geht.
Den Lavendel kann man auch demnächst, sobald er abgeblüht ist, zurückschneiden – mit etwas Glück kann man sich dann im Herbst über eine zweite Blüte freuen. Den Schnitt setzt man unterhalb der Blüte, auf Blatthöhe.
Auch verblühte Rosen gehören zurückgeschnitten – dabei sollte man aber nicht zu tief reingehen. So bilden sich auch hier keine Samen bzw. Früchte aus, die der Pflanze Kraft rauben. Warten Sie aber wirklich immer, bis die Blüten vollständig verblüht sind. Es wäre im Sinne der Biodiversität schade, den Bienen und Insekten etwas wegzunehmen.
Ebenfalls wichtig: Schaffen Sie Trinkmöglichkeiten für Vögel – aber auch Insekten. Kleine, im Garten verteilte Wasserschüsselchen sind hier völlig ausreichend.
Was kann man jetzt ernten? Leider hatten wir ungünstige Witterungsverhältnisse, die Früchte gedeihen relativ schlecht. Eigentlich wären jetzt Kirschen, Weichseln und Beeren erntereif – auch die Marillen, aber gerade die wurden sehr in Mitleidenschaft gezogen. Saison haben auch Paradeiser, Paprika, Chilis, Zucchini und Gurken.
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Was ist beim Düngen zu beachten? Wenn man einen nicht allzu großen Garten hat, sondern eher Kübelpflanzen, dann ist das Düngen noch wichtiger als sonst, da der Wurzelraum hier sehr eingeschränkt ist.
Dabei würde ich auf biologische Dünger, etwa eine Brennnesseljauche, setzen (Rezept im Kasten), ein Pflanzenstärkungsmittel, das im Garten ganz einfach selbst herzustellen ist: Sehr effektiv und man muss gar nichts kaufen, sondern kann einfach die Natur arbeiten lassen. Leider stinkt es sehr – das ist aber der einzige Nachteil. Schachtelhalmbrühe ist auch eine gute Option.
Brennnesseljauche
Die Jauche stärkt die Pflanzen, fördert das Wachstum und macht sie resistenter gegen Krankheiten und Schädlinge.
Zehn Liter Wasser in einem Kübel mit 1 Kilogramm frischen oder 100 Gramm getrockneten Brennnesseln mischen. Täglich umrühren und luftdurchlässig abdecken. Nach einigen Tagen setzt der Gärungsprozess ein: Die Tinktur beginnt zu schäumen. Etwa 12 bis 14 Tage später (je nach Schaumentwicklung) kann der Satz herausgenommen werden und die Brühe im Verhältnis eins zu zehn mit Wasser verdünnt werden
Anwendung
Sie sollte am besten morgens und an bedeckten Tagen ausgegossen werden, da der Geruch abends die nachtaktiven Schnecken anzieht und Sonneneinstrahlung Verbrennungsgefahr mit sich bringt. Je nach Pflanze wöchentlich oder monatlich düngen
Wie und wann gießt man richtig? Wichtig ist: Nicht zu viel und nicht über die Pflanzen gießen. Der Grund: Bei großer Hitze und Sonneneinstrahlung kann es bei den Pflanzen zu Verbrennungen kommen. Idealerweise gießt man die Pflanzen also von unten und vorzugsweise in der Früh. So können sie tagsüber vollständig abtrocknen.
Denn gießt man sie abends und werden die Blätter dabei nass, können sich Pilzerkrankungen entwickeln. Besser ist es auch, z. B. jeden dritten Tag durchdringend zu gießen, anstatt täglich nur ein paar Tropfen mit der Gießkanne zu verteilen. Das ist natürlich auch witterungsabhängig.
Gibt es Regeln für das sommerliche Rasenmähen? Im Hochsommer, wenn es nicht so viel regnet, wird ja das Graswachstum quasi eingestellt. Da braucht man dann auch nicht oft mähen. Ich würde generell empfehlen, nicht zu tief zu mähen. Da ist die Gefahr groß, dass die Wiese verbrennt, und braune Flecken bekommt.
Wenn man keinen englischen Rasen hat, sondern eine gemischte Fläche mit vielen Wildkräutern, dann sollte man überhaupt nicht so viel mähen. Mit dem Klee, den Gänseblümchen und dem Löwenzahn bietet man den Insekten ja auch wichtige Nahrung.
Eine Faustregel ist schwer zu definieren, das ist, wie eigentlich alles im Garten, witterungsabhängig. Viele mähen einmal in der Woche – das ist definitiv zu viel. Auf Bewässerung der Wiese würde ich eher verzichten, auf Herbizide und chemische Unkrautbekämpfungsmittel sowieso – besonders wenn man selbst Haustiere hat, die in den Garten dürfen.
Welche Arbeiten sollte man jetzt auf keinen Fall vornehmen? Setzen Sie jetzt keine Pflanzen um. Durch die hohen Temperaturen im Sommer findet eine extreme Wasserverdunstung statt. Wenn man diese verwurzelten, großen Pflanzen jetzt ausgräbt, lassen die natürlich die Köpfe hängen. Man kann dem nur mit Unmengen Wasser beikommen, ich würde das nicht empfehlen. Für alle Ein- und Umsetzarbeiten eignen sich Frühling und Herbst am Besten.
Was kann man gegen allesfressende Nacktschnecken tun? Das ist leider ein ganz schwieriges Thema. Chemische Mittel, die Schnecken vergiften, kann ich auf keinen Fall empfehlen. Viele sammeln die Schnecken ab. Die Frage ist dann: Wohin damit? Sie etwa in den Wald zu bringen ist auch nicht optimal, man bringt sie am Ende auch nur an einen Ort, an den sie nicht gehören. Man kann leider recht wenig machen. Bis zu einem gewissen Grad muss man lernen, mit ihnen zu leben.
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