Viagra-Bande feierte im Hotel

Die Ausbeute der Ermittler nach den Hausdurchsuchungen: 130.000 Euro Bargeld und gefälschte Tabletten im Wert von zehn Millionen Euro.
Haupttäter im Bristol verhaftet - 25.000 Geschädigte in ganz Europa.

Montag, 6 Uhr früh: 120 Polizisten stürmen 19 Häuser und Wohnungen in Wien – darunter eine Suite im noblen Hotel Bristol – und ein Haus in Niederösterreich. Zum exakt selben Zeitpunkt greifen die Kollegen aus England, Spanien und Frankreich auf sieben Wohnungen in London zu. Das war der Abschluss der europaweiten Operation Vigorali.

"Nach zwei Jahren intensiven Ermittlungen kam es jetzt zum Action Day", teilte der Leiter der SOKO, Dieter Csefan mit. Der Erfolg der Operation spricht für sich. In einem Haus in Wien wurden eine Million gefälschter Viagra-Tabletten und Schlankheitspillen mit einem Gesamtwert von zehn Millionen Euro sichergestellt. Zusätzlich fand man in den Arzneimittel-Lagern auch noch 130.000 Euro Bargeld. "Es war der europaweit größte Schlag gegen den Handel mit illegalen Arzneimitteln und die organisierte Kriminalität ", erklärt Csefan.

Ihren Anfang nahmen die Ermittlungen vor zwei Jahren, im September 2012. Damals wurden in Spanien Pakete voller Viagra an eine Apotheke zurückgeschickt, von der diese aber nichts wusste. "Das war die Taktik der Fälscher. Sie bedruckten die Sendungen mit Adressen echter Apotheken", erklärt der Chefermittler.

Perfekt organisiert

Bestellen konnten die Kunden etwa unter www.apotheke-austria.com. Die hoch professionellen Internetseiten führten sogar Kontakt-Hotlines an. Riefen Kunden dort an, dann wurden sie in ein Callcenter vermittelt, in dem es Ansprechpartner für viele verschiedene Sprachen gab. Der Kopf der Bande – der 44-jährige Raphael T. aus Israel – betrieb den Betrug im großen Stil. Er und sieben weitere Verantwortliche wurden in der Nacht auf Montag festgenommen, zwei von ihnen sind Österreicher.

Die Köpfe der Fälscher-Bande dürften ob der Größe ihres Geschäftes allerdings den Überblick über die "Mitarbeiter" verloren haben. Der Ring flog nämlich auf, weil ein Paket unterfrankiert zugestellt werden sollte. Diese Sendung ging dann aber an die angebliche Absender-Apotheke zurück, die sofort Alarm schlug.

Den Zeitpunkt für die Zerschlagung des Rings, hatten die Fälscher der Polizei quasi auf dem Silbertablett serviert. Im Rahmen einer Feier im Wiener Hotel Bristol kamen nämlich alle Bosse der Organisation zusammen. Um die Polizisten in Großbritannien zu unterstützen, flog ein Wiener Polizist nach London, um bei den Hausdurchsuchungen dabei zu sein.

Hergestellt wurden die Fälschungen in Südost-Asien und Indien. Besonders gefährlich waren die Medikamente, weil die Wirkung oftmals erst später eintrat, sodass die Kunden eine weitere Tablette nahmen und eine Überdosis erlitten.

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